Matthias Ullrich, "Herzogin von Brabant", Volkmar Ortmann (v.l.n.r.)

Matthias Ullrich, “Herzogin von Brabant”, Volkmar Ortmann (v.l.n.r.)

“Wir vollziehen heute das, was wir schon seit Jahren praktizieren.“

Mit diesen Worten besiegelte Matthias Ullrich am 27. Juni 2015 in Marburg die Verschmelzung der beiden hessischen Landesverbände des Evangelischen Bundes. Der neue Name lautet: Evangelischer Bund Hessen. Nach getrennten Mitgliederversammlungen hatten die angereisten Mitglieder dem Zusammengehen einstimmig zugestimmt. Der Vorsitzende des Evangelischen Bundes Hessen und Nassau stellte den Evangelischen Bund in die große Reihe der freien evangelischen Werke. Als Partner und Gegenüber der Kirchen wolle man etwa den interreligiösen Dialog fördern oder Religionslehrer in ihrer Arbeit unterstützen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Volkmar Ortmann, der Vorsitzende des Evangelischen Bundes Kurhessen-Waldeck, auf dem Johannisempfang in Bensheim verkündet: „Die Türen stehen uns offen“. „Der nordhessische Verband sei als Landesverband zu klein um das Rad groß zu drehen“. Schon jetzt würden zwischen beiden hessischen Kirchen viele Projekte zusammenlaufen. Damit meint Ortmann gemeinsame Tagungen mit dem Evangelischen Bund in Österreich sowie andere Veranstaltungen, Projekte  und Publikationen.
Mittelalterliche Fürstin tritt ein
Dann öffneten sich die Türen des Sitzungsraums und Sophie von Brabant betrat in mittelalterlicher Tracht den Saal. Die Tochter der Elisabeth von Thüringen und Begründerin des Hauses Hessen im 13. Jahrhundert begrüßte das Zusammengehen der beiden hessischen Landesverbände. Ihr späterer Nachkomme, Landgraf Philipp von Hessen, habe die Reformation in Hessen tatkräftig eingeführt. Aber nach seinem Tod sei das Fürstentum in einen nördlichen Teil und einen südlichen Bereich geteilt worden, woraus zwei hessische Landeskirchen entstanden seien. Nach 500 Jahren sei die Zeit reif für ein gemeinsames Vorgehen.
Alle Mitglieder des Evangelischen Bundes Hessen und Nassau sowie des Evangelischen Bundes Kurhessen-Waldeck hatten im Verlauf eine Jahres die Gelegenheit, den Prozess der Verschmelzung beratend zu begleiten und mit zu gestalten. Nach einem gemeinsamen Studientag im November 2014 und rechtlichen Prüfungen durch die Kasseler Sozietät Ludewig hatten nun die beiden Landesverbände zur gemeinsamen Gründungsversammlung in die Reformationsstadt Marburg eingeladen. Zuvor hatten alle Mitglieder einen notariell geprüften Satzungsentwurf erhalten. Die Mitgliederversammlung endete mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Uferkirche in Marburg.
Neuer Vorstand im Herbst
Beim Marburger Mitgliedertreffen konnte allerdings noch kein gemeinsamer Vorstand gewählt werden, da der verschmolzene Verein erst rechtskräftig besteht, wenn nach etwa zwei Wochen der Verschmelzungsvertrag juristisch bestätigt ist und die Eintragung im Vereinsregister erfolgt ist, wie der anwesende Marburger Notar Anton Sebastian Schmölz bestätigte. Für den 19. September 2015 lädt der Evangelische Bund Hessen zu seiner ersten  Mitgliederversammlung nach Frankfurt ein, wo der neue gemeinsame Vorstand gewählt werden soll.
Bis dahin arbeiten die jetzt in Marburg neu gewählten Vorstände in ihrer kürzesten Amtsperiode von nur drei Monaten. Die Mitglieder bestätigten ihre beiden ehrenamtlichen Vorsitzenden Matthias Ullrich und Volkmar Ortmann. Ullrich arbeitet am Religionspädagogischen Institut in Gießen und Ortmann lehrt an der theologischen Fakultät in Kassel.
Der Evangelische Bund ist ein Zusammenschluss evangelischer Christen, der zu evangelischer Selbstbestimmung aufruft. Der Verein will zur Klärung der Frage beitragen, was heute evangelisch ist. Sein Leitspruch lautet: „Evangelisch verbunden und ökumenisch unterwegs“. So bejaht das freie evangelische Werk die Vielfalt der Kirchen und tritt für mehr Einigkeit zwischen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen sowie mit den Freikirchen ein und setzt sich für mehr ökumenische Gemeinschaft mit römisch-katholischen und orthodoxen Christinnen und Christen ein. Weitere Informationen zum EB Hessen

www.eb-hessen.de.