Die 1869 geweihte Uspenski-Kathedrale in Helsinki ist das größte orthodoxe Sakralgebäude in der westlichen Welt. (Foto: Sam Segar)

Die 1869 geweihte Uspenski-Kathedrale in Helsinki ist das größte orthodoxe Sakralgebäude in der westlichen Welt. (Foto: Sam Segar)

Der geplante Finnlandbesuch des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. am 24. April ist überraschend abgesagt worden. Obwohl keine Angabe von Gründen dafür erfolgte, liegt auf der Hand, dass dafür die Auseinandersetzung in der finnischen Orthodoxie über die Frauenordination ursächlich ist (vgl. KNA-ÖKI v. 10.3.15) Der Metropolit von Helsinki, Ambrosius Jääskeläinen – selbst evangelischer Konvertit – hatte die lutherische Bischöfin Irja Askola zur Teilnahme an einer orthodoxen Priesterweihe eingeladen. Der Oberhirte der Orthodoxen Kirche von Finnland, die mit einer gewissen Autonomie Konstantinopel untersteht, Erzbischof Leo Makkonen, verklagte seinen Amtsbruder daraufhin bei Bartholomaios und dem Heiligen Synod in Istanbul.

Diese Auseinandersetzung ist nur ein Symptom für die klaffenden Differenzen unter den 60.000 orthodoxen Christen in Finnland. Diese kommen trotz ihrer kleinen Zahl aus drei verschiedenen Traditionen: Jener der karelischen Orthodoxen, die schon vor 1.000 Jahren von Osten her für die byzantinisch-ostslawische Kirche gewonnen wurden. Sie stehen treu zu allen orthodoxen Überlieferungen, sind aber zum Teil beim Patriarchat Moskau geblieben, statt sich der eigenständigen finnischen Orthodoxie anzuschließen. Der Eröffnung eines Museums „Tausendjährige orthodoxe Kirche in Finnland“ sollte auch der Besuch des Ökumenischen Patriarchen gelten. Die zweite Gruppe besteht aus Nachkommen von finnischen, schwedischen und baltendeutschen Staatsbeamten der russischen Herrschaft zwischen 1809 und 1917, die auch den Glauben der orthodoxen Staatskirche angenommen hatten. Drittens, und das immer stärker, sind Konvertiten vom Protestantismus vertreten. Diese beiden Gruppen sind ausgesprochen reformfreudig, während Kirchenoberhaupt Leo die traditionelle karelische Minderheit anführt. Immerhin feiert die Orthodoxe Kirche von Finnland als einzige aus der weltweiten Orthodoxie bereits Ostern gemeinsam mit den römischen Katholiken und den Kirchen der Reformation am selben Datum.
kna