Christian Schad, der Präsident des Evangelischen Bundes, beantwortet sieben Fragen zur Ökumene und zum Evangelischen Bund.

Die erste Frage zielt auf das Modell der versöhnten Verschiedenheit. „Einheit in der Vielfalt“ ist der Wahlspruch von über 100 reformatorischen Kirchen in Europa.
Gibt es auch eine „Versöhnung in der Verschiedenheit“ mit der katholischen Kirche?
Im Synodalen Weg erkennt der ehemalige Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz sogar „Elemente der evangelischen Kirche in der katholischen“.
Christian Schad: „Das Wort ‚Synodaler Weg‘ klingt ja zunächst sehr evangelisch; denn es ist ein Proprium der Reformation, das Priestertum aller Glaubenden stark zu machen, weswegen wir auch eine presbyterial-synodale Leitungsstruktur haben. In der katholischen Kirche bezeichnet das Wort ‚Synode’ in der Regel die Zusammenkunft von Ordinierten, Konzile waren Bischofssynoden. Indem beim ‚Synodale(n) Weg’ in Deutschland nun Ordinierte, also Bischöfe und Priester, zusammen mit sogenannten Laien unterwegs sind, hat die katholische Kirche etwas vom Reichtum der evangelischen Kirche übernommen. Genau so stelle ich mir Ökumene vor, dass wir uns nicht wechselseitig voneinander abgrenzen, sondern dass wir vom Reichtum der jeweils anderen Konfession profitieren, uns also gegenseitig ergänzen. So erkenne ich im Synodale(n) Weg auch Elemente der evangelischen Kirche in der katholischen.“

Zur Frage nach den Wünschen an die katholische Kirche sagt Schad zur Frage der Frauenordination.
Christian Schad: “Die meisten evangelischen Kirchen zeichnen sich dadurch aus, dass Frauen den gleichen Zugang zum geistlichen Amt haben wie Männer. Ich kann nur sagen: Was für ein Reichtum, was für ein großes Geschenk ist es, dass wir mittlerweile in allen Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland die Frauenordination eingeführt haben! Ich sehe, wie ernsthaft diese Frage auch in der katholischen Kirche diskutiert wird, nicht zuletzt im Blick auf Theologinnen, die sich zum geistlichen Amt berufen fühlen. Als evangelischer Christ begleite ich diesen Weg nicht fordernd oder besserwisserisch. Auch wir haben um diese Frage lange gerungen und erleben jetzt, wie beschenkt wir sind dadurch, dass auch Frauen der Weg ins Pfarramt offen steht. Und vielleicht stellt sich ja diese auch geistliche Wertschätzung ebenfalls in der katholischen Kirchen ein.“

Sechs weitere kurze Videos mit dem Präsidenten

  • Was leistet der Evangelische Bund für unsere Gesellschaft?
  • Worin besteht der Nutzen eines evangelischen Christen, zusätzlich Mitglied im Evangelischen Bund zu sein?
  • Wie erleben Sie, wie bewertet der Evangelische Bund, den Synodalen Weg der katholischen Kirche?
  • Welche Wünsche hat der Evangelische Bund an die katholische Kirche?
  • Wie reagiert der Evangelische Bund auf das gewachsene Interesse an anderen Religionen (z.B. Meditiationspraxis)?
  • Was hoffen Sie für die ökumenische Lage in fünf Jahren?

Hans Genthe

Ansprechpartner

Dr. h.c. Christian Schad
Präsident Evangelischer Bund e.V.