Eine Delegation des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich in Argentinien und Brasilien über die Partnerkirchen informiert. Das Phänomen der weltweit wachsenden Säkularisierung erlebten auch die Kirchen in Südamerika, sagte die evangelische Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber am Mittwoch in Hannover. „Zu den derzeit wichtigen Themen unserer Partnerkirchen gehört die Frage nach der Sichtbarkeit ihrer Kirche in der Öffentlichkeit“, sagt Petra Bosse-Huber, Auslandsbischöfin der EKD. Die Protestanten stellen in Südamerika eine Minderheit dar. 27.500 Mitglieder hat die Evangelische Kirche am La-Plata, die sich über Argentinien, Uruguay und Paraguay erstreckt. Die Igreja Evangélica de Confessão Luterano no Brasil (IECLB) hat knapp 800.000 Mitglieder. Die Mehrheit der Menschen in Südamerika sind Mitglieder der katholischen Kirche, wobei in Brasilien die Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren stark gesunken sind. „Das Phänomen der weltweit wachsenden Säkularisierung ist eines, das auch die Kirchen in Südamerika erleben“, sagt Petra Bosse-Huber, „auch unsere ökumenischen Partner haben davon berichtet, dass dies oft mit einem Kulturverlust verbunden ist.“

In São Leopoldo und Buenos Aires traf sich die Delegation des Rates der EKD mit Vertreterinnen und Vertretern der Pfingstkirchen. „In den Gesprächen war die Vielfalt der Pfingstkirchen sehr präsent“, sagt Landesbischof Jochen Bohl. Diese betreffe sowohl die Gestaltung der Gemeindearbeit als auch die theologischen Positionen.
Die diakonische Arbeit ist beiden Partnerkirchen wichtig: Die Schere zwischen Armen und Reichen geht in Argentinien und Brasilien immer weiter auseinander. Vor allem in den Großstädten fehlt es an Wohnraum und Schulbildung für die Ärmeren in der Bevölkerung. Dies betonten auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diakonischen Projekten der Partnerkirchen, die die Delegation besuchte. Auch bei einer Begegnung mit Mario Aurelio Kardinal Poli, Erzbischof von Buenos Aires, war die Situation der Armen in Buenos Aires ein zentrales Thema. Die Sorge für die Armen beschrieb er, wie schon sein Vorgänger, der heutige Papst Franziskus, als eine der Hauptaufgaben der katholischen Kirche in Buenos Aires. Auch eine Begegnung mit Vertretern der Pfingstkirchen stand auf dem Programm. In den Gesprächen sei die Vielfalt der frommen Bewegung sehr präsent gewesen, sagte Bohl.

Immer wieder thematisierten Gesprächspartner die Gewalt in der Gesellschaft als eine große Herausforderung. Zwei Aspekte hoben sie hervor: Zum einen die Gewalt in Familien, vor allem gegenüber Frauen, zum anderen Übergriffe gegen Minderheiten. Von den Verbrechen der Militärdiktatur, die in Argentinien von 1976 bis 1983 herrschte, erzählte der Zeitzeuge Arturo Blatezky, Pfarrer der La-Plata-Kirche. Schätzungen zufolge 30.000 Menschen wurden damals entführt, gefoltert und getötet. Ein Mahnmal am Rio de la Plata erinnert heute an die Opfer.

In beiden Partnerkirchen sei zudem die diakonische Arbeit sehr wichtig, sagte Bohl. Die Lage der Armen sei auch bei einem Treffen mit dem Erzbischof der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, Kardinal Mario Aurelio Poli, erörtert worden. Wie schon dessen Vorgänger, der heutige Papst Franziskus, habe Poli die Sorge für die Armen als eine Hauptaufgabe der katholischen Kirche beschrieben.

Die Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien mit 800.000 Mitgliedern und die Evangelischen Kirche am La Plata in Argentinien (27.500) wurden im 19. Jahrhundert von deutschen Auswanderern gegründet. Beide sind Partnerkirchen der EKD.

Mitglieder der Delegation waren Landesbischof Jochen Bohl, Bischöfin Petra Bosse-Huber, Friederike Deeg, Prof. Dr. Elisabeth Gräb-Schmidt, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD Dr. Thies Gundlach, Uwe Michelsen, Dr. Fidon Mwombeki und Prof. Gesine Weinmiller.

KA/epd sue rks