Gold ist das wertvollste Metall im Altertum und insofern das adäquate Geschenk für den messianischen König, „das goldene Haupt“ (Daniel 2, 37f.), der hier freilich nackt und bloß als Kind, in dem Gott uns Menschen ein Mensch wird, in einer Krippe liegt. In ihm vereinen sich Gottheit und Menschheit: „Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!“ (EG 66, 1).
Weihrauch hingegen führt uns in die kultische Sphäre; denn das Darbringen von Opfern, besonders vom Opfer des Weihrauchs, ist das Privileg und das Kennzeichen der Priester (vgl. 4. Mose 16, 1-17, 5). Dass Jesus auch Priester ist und als Priester handelt, darauf verweist das Geschenk des Weihrauchs. Im Neuen Testament betont vor allem der Hebräerbrief die kultische Funktion Jesu. Dabei besteht die Pointe darin, dass Christus, der Hohepriester, das Ende aller Opfer heraufführt (vgl. Hebräer 10, 1-18), indem er sich selbst für uns hingibt, opfert, und so Versöhnung zwischen Gott und uns sowie untereinander stiftet.
Das dritte Geschenk, die Myrrhe, wohlriechender Harzausfluss eines tropischen Dornstrauches, deutet hin auf die Weisheit, im Alten Testament: das personifizierte Wort Gottes. Denn sie strömt den Wohlgeruch auch der Myrrhe aus (vgl. Sirach 24, 15). Die Weisheit aber manifestiert sich im Amt der Propheten, deren Aufgabe es ist, Gottes Wort den Menschen zu vermitteln. Jesus kommt hiernach als Prophet und Lehrer, als Mund der göttlichen Offenbarung, in Betracht.
Verweist das Gold also auf Christus, den messianischen König Israels, der Weihrauch auf Christus, den Hohepriester, der durch seine Selbsthingabe für uns Versöhnung bewirkt, so die Myrrhe auf Jesus Christus, den Propheten und Lehrer, der uns durch sein Wort das Evangelium vermittelt. Damit lenken die Geschenke der Magier unseren Blick bereits auf das dreifache Amt Christi: Jesus Christus – König, Priester und Prophet, durch das die Kirche dessen umfassende Heilsmittlerschaft zum Ausdruck bringt. Indem wir bekennen, dass Jesus Christus auch unser einziger Trost ist im Leben und im Sterben (vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 1), und dies durch unser Glauben, Hoffen und Lieben ebenso offen wie öffentlich bezeugen, setzen wir die Bewegung fort, die die Magier mit ihrer Proskynese vor dem Christuskind und dem Öffnen ihrer Schatzkästen einst in Gang brachten.
CS