
St. Anna-Kirche in Trabzon, älteste erhaltene Kirche der Stadt
(Von İhsan Deniz Kılıçoğlu – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28897784
Laut Informationen aus kirchlichen Kreisen sind bei „Treuekundgebungen“ für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 christliche Gotteshäuser in Mitleidenschaft gezogen worden. So wurde den Berichten zufolge die katholische Marienkirche in Trabzon gestürmt. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits vergangene Woche. Die Demonstranten hätten dabei „Allahu ekber“ („Allah ist der Größere“) skandiert und neben der Flagge der Türkei auch Fahnen der nationalistischen Partei MHP geschwenkt. Auch Sympathisanten der Terrorbewegung der „Grauen Wölfe“ sollen bei den Ausschreitungen zugegen gewesen sein. Es handelt sich um dieselbe Kirche, in der 2006 der Priester Andrea Santoro von einem nationalistischen Jugendlichen erschossen worden war. Später wurde bekannt, dass der Geistliche von der Polizei monatelang abgehört worden war. Bereits im Februar 2011 wurde die Kirche von einem Mob attackiert. Auch eine evangelische Kirche wurde offenbar nach dem Putsch verwüstet. Darüber gibt es allerdings noch keine näheren Angaben. Gerüchte über weitere christenfeindliche Ausschreitungen sind wegen der geltenden Nachrichtensperren derzeit schwer zu verifizieren. Weiter hieß es, Vertreter mehrerer Religionsgemeinschaften hätten eine Treueerklärung zur angeblichen Humandemokratie“ von Präsident Erdogan unterschreiben müssen. Sie sei ihnen als fertiger Text vorgelegt worden.Als Unterzeichner sind der griechisch-orthodoxe Ökumenische Patriarch, der islamische Mufti, der Oberabbiner, ein armenischer Erzbischof sowie syrisch-orthodoxe „Führer“ angeführt. Nicht unterzeichnet haben den Angaben zufolge Katholiken und Protestanten. Grund hierfür seien die aktuellen Übergriffe auf christliche Kirchen. In dem Text der sichtlich abgenötigten Unterstützungserklärung für Machthaber Recep Tayyip Erdogan ist den Angaben zufolge immer wieder von dessen Menschlichkeit und Demokratie die Rede. Der Militärputsch sei ein „Verbrechen gegen die Freiheit, die Gleichberechtigung, die Pluralität, ja die Existenz aller religiösen Minderheiten der Türkei“ gewesen. Ewiges Gedenken gebühre den Gegenkräften zu dem Putsch, deren Gefallene ihr Leben für Humanität und Demokratie gelassen hätten, heißt es den Angaben zufolge in dem Dokument.
(Quelle: kna, Ökumenische Information 30, 26. Juli 2016)