Kurz vor dem Jahr 1600 dichtete der Pfarrer Philipp Nicolai im Angesicht der in Unna wütenden Pest sein Lied “Wie schön leuchtet uns der Morgenstern” (EG 70). Das Gesangbuch ordnet es dem Epiphanias-Fest zu. Aus Köln, wo sich Nicolai um die Evangelischen gekümmert hatte, wechselte er 1596 ins westfälische Unna, wo sich die Reformation durchgesetzt hatte. Ein Jahr später brach die Pest in der Stadt aus. Viele Menschen wurden krank und starben. So konnte es sein, dass er bis zu 30 Beerdigungen an einem Tag durchführen musste. Nicolai suchte in dieser schweren Zeit Halt und wollte auch anderen Menschen Trost geben. Er fand ihn in der Hl. Schrift und in Brautmystik, die schon Martin Luther von Bernhard von Clairvaux übernommen hat.

Das Lied beginnt mit einem starken Bekenntnis zu Jesus Christus. Christus ist der Bräutigam der Seele. In der schweren Zeit ist er das himmlische Manna, das die Menschen nun brauchen. Die Angst vor der Ansteckung führte auch vor 400 Jahren zu social distancing und so wünscht sich Nicolai: “Nimm mich freundlich in dein Arme und erbarme dich in Gnaden”. Was ist es, dass ihn trägt? Es ist das Evangelium (“dein Wort”), der Geist (“dein Geist”) und das Hl. Abendmahl (“dein Leib und Blut”). Man merkt den Liedstrophen keine Schwermut und Verzweiflung an, sondern sie sind getragen vom Lob und von der Freude. Nicolai kann aus dem Vollen der biblischen und kirchlichen Tradition schöpfen, um seinen Gedanken in diesem Lied einen Ausdruck zu geben.

Wenig später hat Michael Praetorius, der genau vor 400 Jahren gestorben ist, als einer der Ersten das Lied in Musik gesetzt. Bis heute gehört dieses Lied zum Kernbestand des Gesangbuchs. Es ist ein starkes Zeugnis für den Glauben und die Zuversicht des Philipp Nicolai in einer schweren Zeit. Wenn ich es lese, dann kommen mir folgende Fragen: Was sind meine Kraftquellen in dieser Zeit der Corona-Pandemie? Wie schaffe ich es, ebenso froh und gelassen zu bleiben wie Nicolai? Und wie kann ich das auch an andere Menschen weitergeben?

Die Erwartungen für das Jahr 2021 waren aus Sicht des EB auf zwei wichtige ökumenische Veranstaltungen gerichtet. Die Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe wird verschoben und im nächsten Jahr stattfinden. Der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt wird nur in einer kleinen, digitalen Form stattfinden. Die Entwicklung der Pandemie-Lage hat diese Veränderungen nötig gemacht. Damit wird die Wirkung, die eine solche Veranstaltung in Deutschland gehabt hätte, wohl kaum noch sichtbar werden und Impulse werden nicht von Frankfurt ausgehen. Das ist misslich, denn nach wie vor erwarten viele Menschen eine stärkere Zusammenarbeit der Konfessionen.

Auch das Jahr 2021 wird von der Pandemie bestimmt bleiben. Die Aussicht auf ein schnelles Ende, das man im vergangenen Sommer noch haben konnte, ist verflogen. Für das Neue Jahr wünsche ich Ihnen den Segen Gottes und die notwendige Kraft, um durch diese schwere Zeit zu kommen!