Teilgruppenfotos unter Corona-Bedingungen. Fotos: KI Bensheim

Am 25. und 26. September 2020 kamen unter Einhaltung des Hygienekonzeptes im Konfessionskundlichen Institut Bensheim (KI) 14 Student*innen bzw. Doktorand*innen der Theologie und Religionswissenschaft sowie ein Vikar und ein junger Pastor verschiedener Denominationen und Konfessionen zum ersten Jungen Forum Freikirchen (JFF) zusammen. Unter der Leitung von KI-Freikirchenreferent Dr. Lothar Triebel fand diese erste Tagung mit dem Thema „Vorurteil und irreführend? Die Begriffe ‚Freikirche‘ und ‚neopentekostal‘ auf dem Prüfstand“ nicht nur physisch, sondern auch digital statt: 10 Teilnehmer*innen in Bensheim, 4 weitere an Bildschirmen hunderte von Kilometern entfernt. Finanziell ermöglicht wurde die Tagung weitgehend durch die Stiftung „Bekennen und Versöhnen“ des Evangelischen Bundes.

Im Mittelpunkt und auf dem Prüfstand standen Begrifflichkeiten, die in der Freikirchenforschung oft unklar bleiben bzw. keine eindeutige Definition finden: „Freikirche“ und „(neo)pentekostal“.

Der erste Vortrag am Freitagnachmittag von Prof. Dr. Markus Iff, Professor für Systematische Theologie und Ökumenik an der Theologische Hochschule Ewersbach, beschäftigte sich mit dem Begriff „Freikirche“ und untersuchte ihn auf seine Bedeutungsebenen im deutschsprachigen Raum. I

m Anschluss, wie bei allen weiteren Vorträgen auch, hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, nicht nur Fragen zu stellen, sondern auch untereinander in den Dialog zu treten. So kamen rege Diskussionen zu Stande, die den theoretischen Impuls vertieften und weitere Fragen anregten.

Als Abschluss des ersten Sitzungstages konnten die Teilnehmer*innen ihre aktuellen Forschungsprojekte vorstellen.

Bei einer geselligen Runde am Abend wurden die Gespräche vom Tag vertieft und die Teilnehmer*innen konnten sich kennenlernen und austauschen.

Den zweiten Tagungstag eröffnete Matthias C. Wolff, Pastor in der Elim-Kirche Hamburg und Dozent am Theologischen Seminar Erzhausen, mit einem Vortrag, der den Begriff „neopentekostal“ historisch verorten und dessen Verwendung in Deutschland aufzeigen sollte. Das historische Narrativ des Begriffes wurde ebenfalls ergänzend in den beiden folgenden Beiträgen behandelt. Rahel Pereira, Promovendin in Tübingen, gab einen Einblick in den lateinamerikanischen Raum, und in einer Gruppenarbeit wurden die Probleme der historischen Kontextualisierung vertiefend diskutiert. Der abschließende Vortrag wurde von Dr. Jörg Haustein, Dozent an der University of Cambridge und von dort digital zugeschaltet, gehalten. Er problematisierte bzw. dekonstruierte die statistische Zuordnung zahlreicher Gemeinden und Kirchen zur pfingstlichen Bewegung und plädierte für die Entkonfessionalisierung des Begriffes sowie die Betrachtung der innerkirchlichen Narrative.

So vielfältig wie die Referent*innen waren auch die theologischen Hintergründe und Fächer der Teilnehmer*innen. Somit konnten verschiedene Zugänge zu den Begriffen aufgezeigt und miteinander ganz im Sinne eines ökumenischen Dialogs diskutiert werden. Insbesondere wurde die Sensibilität dafür geschärft, dass die Begriffe sowohl als Fremd- als auch als Eigenbezeichnung in Erscheinung treten können. Die problematischen Implikationen der Begrifflichkeiten wurden angerissen und die Teilnehmer*innen sowie Referent*innen verließen das Wolfgang-Sucker-Haus mit einer produktiven Grundlage für ihre wissenschaftliche Weiterarbeit sowie für die nächste Tagung des Jungen Forum Freikirchen, welche von einer Gruppe Teilnehmer*innen in Zusammenarbeit mit Dr. Lothar Triebel für Herbst 2021 organisiert werden wird.

Caroline Sosna (Mitarbeit: Lukas Link)

Ansprechpartner

Pfr. Dr. Lothar Triebel
Referat Freikirchen

Telefon

06251.8433.22