Auf Betreiben des späteren Bundesdirektors und Präsidenten des Evangelischen Bundes, Wolfgang Sucker (1905 – 1968), wurde am 1. November 1947 das Konfessionskundliche Institut (KI) als wissenschaftliche Arbeitsstätte des Evangelischen Bundes in Bensheim gegründet. Heute bearbeiten sechs hauptamtliche Mitarbeiter sowie einige ehrenamtliche das gesamte Themenspektrum der Ökumene und Konfessionskunde, der Konfessionen und Kirchen. Für die multi- und bilateralen ökumenischen Begegnungen, Dialoge und Verständigungen sei es von unschätzbarer Bedeutung, „den Nächsten zu kennen wie sich selbst“, so der wissenschaftliche Beirat Markus Iff über den Leitsatz des Instituts, das als größte wissenschaftliche Forschungsstelle zur Ökumene im deutschsprachigen evangelischen Bereich gilt. Es fördert zudem den Austausch zwischen akademischer Theologie und kirchlicher Praxis.

Das Konfessionskundliche Institut hat in den vergangenen Jahren aber immer wieder auch selbst kirchengeschichtliche Akzente gesetzt. So trägt die „Charta Oecumenica“ die Handschrift des deutschen Ökumene-Experten Reinhard Frieling, der von 1981 bis 1997 das KI geleitet hat. In dem Papier verpflichten sich Protestanten, Orthodoxe und Katholiken zur Mitarbeit am Aufbau eines sozialen Europas und zu mehr Einheit unter den Christen. 2007 erfolgte auch der Umzug zurück von der Eifelstraße im Bensheimer Westen in die historische Villa Brunnengräber, die seither den Namen des Institutsgründers Wolfgang-Sucker-Haus trägt. Heute wird die Forschungsstätte von der Ostkirchen-Expertin Dagmar Heller geleitet.

„75 Jahre Konfessionskundliches Institut, das heißt: 75 Jahre Selbstaufklärung und Fremdaufklärung im Blick auf die ganze Breite und Vielfalt konfessionellen Lebens“, sagte Christian Schad als Präsident des Evangelischen Bundes bei der Abendveranstaltung in der Stephanus-Gemeinde, der ein Studientag mit Fachvorträgen namhafter Referenten aus ganz Deutschland im Sucker-Haus mit 50 Teilnehmern vorausgegangen war. Dabei ging es um das Thema Ökumene aus der Perspektive verschiedener Konfessionen. Schad betonte, dass die Gewissheit der eigenen Haltung in einer konfessionell und religiös pluraler werdenden Landschaft immer wichtiger werde. Durch die Klärung der eigenen Identität und die Kenntnis des Gegenübers bereite die Konfessionskunde den Weg für einen gelingenden Dialog und sei deshalb auch eine unverzichtbare Voraussetzung ökumenischer Verständigung und Theologie. Der langjährige Präsident der Evangelischen Kirche Pfalz (2008 bis 2021) unterstrich seine Definition von Einheit als Verständnis von Fülle und innerem Reichtum: Mehr Versöhnung in der Verschiedenheit könnte eine künftige ökumenische Leitlinie sein, so der evangelische Theologe. Die sichtbare Einheit der unterschiedlichen Kirchen bezeichnete er als Perspektive und Ziel aller ökumenischen Bemühungen, bei denen das Bensheimer Institut eine aktive Rolle einnehme.

Unter den Gästen waren unter anderen die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und frühere Dekanin des evangelischen Dekanats Bergstraße Ulrike Scherf sowie die stellvertretende evangelische Bergsträßer Dekanin Silke Bienhaus, der Starkenburger Propst Stephan Arras und Hans-Martin Barth vom Evangelischen Bund.

Wir danken Thomas Tritsch für den Artikel im Bergsträsser Anzeiger.

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