Der Evangelische Bund Westfalen und Lippe verleiht jährlich einen Hochschulpreis, mit dem Arbeiten aus dem Bereich Ökumene und Konfessionskunde gewürdigt werden. Teilnehmen können Studierende der Ev. Theologie und der Religionspädagogik im ersten oder zweiten Ausbildungsabschnitt.
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Preisträger 2021
Erik Nau ist mit dem Hochschulpreis für ökumenische Theologie und Konfessionskunde des Evangelischen Bundes Westfalen und Lippe des Jahres 2021 ausgezeichnet worden. Der aus Witten stammende evangelische Theologe hat die Preisjury des Landesverbandes mit seiner thelogiegeschichtlichen Arbeit “Matthias Flacius Illyricus und die Konkordienformel (1577) – Theologische Integration und Ausgrenzung in der Bekenntnisbildung am Beispiel des Synergistischen Streites und seiner Folgen” überzeugt. Die Verleihung fand im Rahmen des Studientages “Trennt uns mehr als uns eint? Eine Standortbestimmung nach der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe” statt, der am 4. November 2022 in der Melanchthon-Akademie Köln tagte. Die Laudatio hielt Dr. Jonathan Reinert (Referent am Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes in Bensheim).
Preisträger 2020

Dr. Dirk Spornhauer (Vorsitzender des EB Westfalen & Lippe) überreicht Jan Christian Quiring den Hochschulpreis 2020
Der in Werther tätige Referendar Jan Christian Quiring ist mit dem Hochschulpreis für ökumenische Theologie und Konfessionskunde des Evangelischen Bundes Westfalen und Lippe des Jahres 2020 ausgezeichnet worden. Der Ostwestfale wusste die Preisjury des Landesverbandes mit seiner historisch-praktisch-thelogischen Arbeit über “Die Sepulkralkultur in Deutschland vor dem Hintergrund ihres historischen Wandels – Herausforderungen und Chancen für die Evangelische Kirche” zu überzeugen. Die Verleihung fand im Rahmen des digitalen Studientages zu “Körper und Glaube” am 5. November 2021 statt, den der Landesvorstand gemeinsam mit dem Preisträger in hybrider Form in Dortmund verfolgt hat. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke (Universität Paderborn).
Preisträger 2019
Björn Knemeyer ist der Träger des Hochschulpreises für ökumenische Theologie und Konfessionskunde des Evangelischen Bundes Westfalen und Lippe des Jahres 2019. Der im westfälischen Werther wirkende Vikar konnte die Jury mit seiner Hausarbeit „Zeichen und Zeugnis des göttlichen Willens. Die Sakramentsartikel in der Confessio Augustana und ihren vorausgehenden und nachfolgenden Texten“ überzeugen. Wegen der Corona-Pandemie musste die Verleihung in diesem Jahr unter anderen Umständen stattfinden: Bei einer persönlichen Begegung wurde dem Preisträger die Urkunde durch Vorstandsmitglied Dr. Gregor Bloch überreicht. Eine digitale Verleihung fand sodann am 13. November 2020 im Rahmen des diesjährigen Studientages statt, der ebenfalls in digitaler Form durchgeführt wurde. Die Laudatio hielt Dr. Richard Janus, Generalsekretär des EB-Bundesverbandes sowie Landesvorsitzender des EB Rheinland.
Im Anschluss an die Verleihung stellte sich Björn Knemeyer einem Interview.
Dr. Gregor Bloch: Lieber Björn Knemeyer, Sie sind der diesjährige Hochschulpreisträger unseres EB-Landesverbandes Westfalen und Lippe. Herzlichen Glückwunsch dazu. Sie wurden für ihre Seminararbeit “Zeichen und Zeugnis des göttlichen Willens. Die Sakramentsartikel in der Confessio Augustana und ihren vorausgehenden und nachfolgenden Texten” ausgezeichnet. Weshalb haben Sie sich dieses Thema für ihre Hausarbeit ausgesucht?
Björn Knemeyer: Zunächst einmal vielen Dank dafür, dass meine Arbeit vom EB-Landesverband Westfalen und Lippe ausgezeichnet wurde. Ich freue mich sehr darüber. Wie ich auf dieses Thema kam. In einem kirchengeschichtlichen Hauptseminar an der Ruhr-Universität Bochum über Melanchthon und die Apologie der Confessio Augustana war oft von den Vorbereitungen des Augsburger Reichstags die Rede. In dem Zusammenhang fiel mir auf, dass insbesondere die ArtikeI zu den Sakramenten seit den Schwabacher Artikeln von wenigen Zeilen auf mehrere Seiten angewachsen sind. Darum fragte ich mich, wie es dazu kommen konnte. Und erfreulicherweise stimmte meine Professorin dem Unterfangen zu.
Können Sie kurz schildern, worum es in ihrer Arbeit geht und welche These Sie darin vertreten?
Schon in der Frühzeit der Reformation waren die Sakramente und deren rechte Verwaltung in den Blick geraten. Von Anfang an wurde die Auseinandersetzung recht hitzig geführt. Die Taufe und – vor allem – das Abendmahl nahmen dabei die Hauptrolle ein; diese beiden waren und sind die einzigen Sakramente, die bei den Reformatoren volle Anerkennung fanden. Das rechte Verständnis vom Abendmahl wurde dann überdies zu einem großen innerreformatorischen Streitthema. Die eigene Theologie wird von den Reformatoren, in erster Linie von Philipp Melanchthon, immer wieder einer Überprüfung und, wo notwendig, einer Reformulierung unterzogen. Dies wird insbesondere dadurch ersichtlich, dass die Bekenntnisschriften zwar immer wieder dieselben Themen aufweisen, sich doch aber hier und da unterscheiden. Vergleicht man allein die deutsche und die lateinische Fassung der Confessio Augustana, werden zum Teil große Unterschiede deutlich. Einerseits sind diese Änderungen in den Texten zwischen 1520 (De captivitate Babylonica ecclesiae) und der letzten Fassung der Apologie der CA aus dem Jahre 1531 bis hin zur CA variata im Jahre 1540/ 1542 ein Ausdruck der intensiven Auseinandersetzung mit den theologischen Inhalten und Denkansätzen, andererseits spiegeln diese Variationen auch den jeweiligen Stand des Diskurses mit den „Altgläubigen“ wider.
Gibt es eine Erkenntnis oder Entdeckung, die für Sie während der Arbeit an Ihrem Thema besonders war oder Sie überrascht hat?
Besonders fasziniert hat mich die Beharrlichkeit der Reformatoren. Insbesondere Melanchthon wurde nicht müde, immer und immer wieder dieselben Argumente und Begründungen vorzubringen. Der „praeceptor Germaniae“ nahm die Gegenargumente der römischen Partei unermüdlich auf und entkräftete sie. Auf diese Weise zeigte er nicht nur seine intellektuelle und theologische Brillanz, sondern auch sein herausragendes rhetorisches Können. Im Beharren auf den einmal genannten Begründungen der Sakramente, eben Zeichen und Zeugnis des göttlichen Willens, vermittelt durch Jesus Christus, zu sein, kommt das reformatorische Prinzip des sola scriptura zum Ausdruck. Liest man die verglichenen Texte – Confessio Augustana in Latein und Deutsch, Vorgängerversionen wie z. B. die Brandenburg-Ansbachische Lehrfassung und Nachfolgetexte bis hin zur Confessio Augustana variata secunda – linear hintereinander, sind sie ein Zeugnis davon, wie es in der Auseinandersetzung mit der römischen Kirche hergegangen sein muss.
Wie sind Sie auf den Hochschulpreis des EB Westfalen-Lippe aufmerksam geworden?
Im Konvent der westfälischen Vikarinnen und Vikare meines Ausbildungskurses machte mich ein Kollege auf den Preis aufmerksam. In diesem Zusammenhang fiel mir meine Arbeit ein, die ich damals im Studium angefertigt hatte.
Hatten Sie vor der Verleihung des Hochschulpreises einmal Kontakt zum Evangelischen Bund und gibt es etwas, was Sie an der Arbeit des EB interessant finden?
Ich muss zugeben: Den Evangelischen Bund kannte ich nur dem Namen nach und wusste im Grunde nichts über dessen Arbeit. Doch nach dem ersten Bekanntwerden im Kurskonvent erfuhr ich mehr, zudem nahm ich im Rahmen meines Vikariats die Ausgaben der „Evangelischen Orientierung“ wahr. Ich freue mich darüber, dass es mit dem Evangelischen Bund Menschen gibt, die eine Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis herstellen und aufrecht erhalten. Im interkonfessionellen oder gar interreligiösen Dialog wie auch im Dialog mit der säkularen Gesellschaft ist es unabdingbar, sich seines eigenen Profils bewusst zu sein und es, wo nötig, zu schärfen. Ich denke, in diesem Feld leistet der Evangelische Bund wichtige und gute Arbeit.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Ihre Zeit im kirchlichen Dienst!
Preisträgerin 2018

Dr. Richard Janus (Landesvorsitzender des EB Rheinland) , Fynn Harden (Preisträger Rheinland), Marlen Meßollen (Preisträgerin Westfalen-Lippe), Dr. Dirk Spornhauer (Landesvorsitzender des EB Westfalen-Lippe)
Der Hochschulpreis für ökumenische Theologie und Konfessionskunde des Evangelische Bund Westfalen und Lippe für das Jahr 2018 ging an Marlen Meßollen. Die Gymnasiallehrerin wurde nach dem Votum der Jury für ihre Masterarbeit „Christliche Motive für den Widerstand bei Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf und Christoph Probst“ ausgezeichnet. Die Verleihung fand am 15. November 2019 im Kontext des diesjährigen Studientages in der CityKirche Wuppertal statt. Die Laudatio hielt Dr. Inga Effert von der Bergischen Universität Wuppertal.
Im Anschluss daran erklärte sich Marlen Meßollen zu einem Interview bereit und stellte sich den Fragen von Dr. Gregor Bloch, Vorstandsmitglied des EB Westfalen und Lippe.
Dr. Gregor Bloch: Liebe Marlen Meßollen, herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des diesjährigen Hochschulpreises des EB Westfalen und Lippe. Sie wurden prämiert für Ihre Masterarbeit, die sich dem Thema „Christliche Motive für den Widerstand bei Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf und Christoph Probst“ gewidmet hat. Weshalb haben Sie dieses Thema für Ihre Masterarbeit gewählt?
Marlen Meßollen: Vielen Dank. Ich habe mich schon länger für die (theologischen) Beweggründe von Widerstandskämpfern und – gruppierungen während der NS-Zeit interessiert und schon meine Bachelorarbeit zu Dietrich Bonhoeffers Vortrag ,,Die Kirche vor der Judenfrage” verfasst. Die Geschichte der Weißen Rose, hierbei insbesondere der Geschwister Hans und Sophie Scholl, habe ich bereits vor Jahren durch Filme und Erzählungen erfahren, wollte nun aber sowohl die anderen Mitglieder sowie die Motive aller Beteiligten näher kennenlernen.
Können Sie kurz erläutern, worum es in ihrer Arbeit geht und welche Grundthese Sie darin entfalten?
Die Widerstandsgruppe Die Weiße Rose ist in den letzten Jahrzehnten auf vielfältige Weise betrachtet worden. Zum einen erleuchten zahlreiche Veröffentlichungen, die teils von Freunden und Verwandten der Verurteilten stammen, aber auch Filme ihre Persönlichkeiten. Letztlich kommt die religiöse Dimension der Widerstandshandlungen oftmals aber nicht derart zum Tragen, dass sie als konstitutiv für diese Gruppierung innerhalb der NS-Zeit markiert wird. Aus diesem Grund war es mir wichtig, die christlichen Motive für die Widerstandshandlungen der Mitglieder der Gruppe Die Weiße Rose im Rahmen meiner Masterarbeit an der Universität Paderborn zu beleuchten. Hierbei ist die Leitfrage stets gewesen: Ist der Widerstand der Mitglieder der Weißen Rose aufgrund der erkennbaren Motive christlich geprägt? Hierzu habe ich die individuellen Lebensstationen und Beweggründe für den Widerstand jedes einzelnen Mitglieds beleuchtet und ausgewählte christliche Motive in den ersten vier Flugblättern der I. Phase (Juni/Juli 1942) entfaltet.
Gibt es eine Erkenntnis oder Entdeckung, die für Sie während der Arbeit an Ihrem Thema von besonderer Bedeutung war?
So unterschiedlich die Geschichten und die Lebensumstände der einzelnen Mitglieder der Weißen Rose auch gewesen sein mögen, so teilten doch alle ein gemeinsames Ziel: einen Staat wiederherzustellen, der seinen Bürgern Freiheit, Selbstbestimmtheit und Schutz gewährt. Hierbei spielten die Grenzen zwischen Katholizismus, Protestantismus sowie der orthodoxer Kirche eine unerhebliche Rolle, wandten sich doch beispielsweise die Protestanten Hans und Sophie Scholl stark dem Reformkatholizismus zu. Der Glaube an die von Gott gegebene und somit einzulösende Freiheit des Menschen eint alle Mitglieder.
Wie sind Sie auf den Hochschulpreis des EB Westfalen-Lippe aufmerksam geworden?
Herr Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke, der meine Masterarbeit im Fach Evangelische Theologie an der Universität Paderborn betreut hat, hat mich auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht.
Würden Sie auch anderen Studierenden empfehlen, ihre zum Themenbereich Konfessionskunde und Ökumene verfasste Hausarbeit bei der Ausschreibung des Hochschulpreises einzureichen?
Auf jeden Fall. Es gibt einige Themengebiete, die auf den ersten Blick vielleicht nichts in die Gruppierung „Konfessionskunde/Ökumene“ fallen, jedoch neue Nuancen beinhalten können. Mir ist in der Reflexion meiner Arbeit erst bewusst geworden, welch eine große Rolle die gelebte Ökumene in der theoretischen und praktischen Widerstandsarbeit der Weißen Rose spielte.
Hatten Sie vor der Verleihung des Hochschulpreises einmal Kontakt zum Evangelischen Bund und gibt es etwas, was Sie an der Arbeit des EB interessant finden?
Bisher hatte ich noch keinen Kontakt zum Evangelischen Bund. Besonders spannend finde ich jedoch die Formulierung des EB, „ein freier Zusammenschluss verantwortungsbewusster evangelischer Christinnen und Christen“ zu sein. Dies passt ja besonders gut zu meiner Arbeit und der Forderung der Weißen Rose, aus einer christlichen Grundhaltung heraus tätig werden zu müssen und eine Veränderung im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen zu schaffen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Sie!
Preisträger 2017
Der Evangelische Bund Westfalen und Lippe hat Birger Falcke den 2017 ausgeschriebenen Hochschulpreis für ökumenische Theologie und Konfessionskunde verliehen. Der 29-jährige Vikar der ev. Kirchengemeinde Bönen wusste die Jury mit seiner Arbeit über “Das reformierte Schriftverständnis am Beispiel von Calvin und ausgewählter Bekenntnisschriften” zu überzeugen. Die Verleihung fand am 16. November 2018 im Rahmen des diesjährigen Studientages in Paderborn statt. Laudator war Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke von der Universität Paderborn.
Im Anschluss daran stellte sich Birger Falcke in einem Interview den Fragen von Gregor Bloch, Vorstandsmitglied des EB Westfalen und Lippe.
Gregor Bloch: Herr Falcke, herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des diesjährigen Hochschulpreises des EB Westfalen und Lippe. Sie wurden ausgezeichnet für eine Arbeit, die den Titel „Das reformierte Schriftverständnis am Beispiel von Calvin und ausgewählter Bekenntnisschriften“ trägt. Was hat Sie bewogen, zu diesem Thema eine wissenschaftliche Hausarbeit zu verfassen?
Birger Falcke: Vielen Dank. Die Verleihung freut mich sehr! Ich selbst komme aus einer unierten Gemeinde, was ich allerdings bis zum Beginn meines Studiums gar nicht wusste. Im Laufe der Studienjahre habe ich dann gemerkt, dass ich in einigen theologischen (Grund-)Überzeugungen eher dem Reformiertentum zuneigen als dem Luthertum. Als ich dann einen „Kompaktkurs reformierte Theologie“ bei Prof. Matthias Freudenberg belegte, passte das Thema sehr gut. Einerseits, um mich in einem Feld tiefergehender mit reformierter Theologie auseinandersetzen zu können, andererseits, weil ich gerade das Schriftverständnis für eines der Themen halte, über die sich ein_e Theolog_in unbedingt einmal eine Meinung gebildet haben sollte, wenn auch nicht in Stein gemeißelt. Trotz des reformierten Einschlags wird meine Ordination zum Pfarrer aber wohl dennoch bewusst uniert sein.
Können Sie für unsere Leserinnen und Leser kurz zusammenfassen, worum es in ihrer Arbeit geht und welche Grundthese Sie darin entfalten?
Als Ausgangstext nutze ich in meiner Arbeit Calvins Hauptwerk „Insitutio Christianae Religionis“ (1559). Danach analysiere ich vier reformierte Bekenntnistexte, drei aus dem 16. Jahrhundert und einen aus dem 20. Jahrhundert. Geographisch stammen diese aus der Schweiz, Frankreich, Schottland und Deutschland. Alle Texte klopfe ich auf ihr implizit oder explizit enthaltenes Schriftverständnis ab. Es gibt keine Ausgangsthese, die am Anfang der Arbeit stünde, aber zum Schluss ziehe ich zunächst ein zusammenfassendes Fazit: Fünf Punkte bzw. Grundzüge, die ein reformiertes Schriftverständnis ausmachen. An diese fünf Punkte angelehnt, gebe ich sodann einen Ausblick: Chancen und Potentiale des reformierten Schriftverständnisses für Theologie, Kirche und Predigt im 21.Jh. Bei allen Unterschieden im Detail ist für alle Texte klar: Ohne die Bibel als Basis, kann die Kirche sich vergessen.
Welche Erkenntnis war für Sie am schönsten oder am erhellendsten im Prozess des Abfassens Ihrer Arbeit?
Wichtig war für mich nochmals festzustellen, dass Calvin (wie übrigens auch Luther) kein verbalinspiriertes Schriftverständnis hatte. Er ging also nicht davon aus, dass der Geist Gottes die Verfasser der biblischen Texte nur als Schreibfeder benutzt hätte. Das biblische Wort ist kein einfaches Diktat Gottes. Natürlich ist Verbalinspiration ein Begriff, der so damals noch nicht reflektiert wurde. Ich halte ihn dennoch für wichtig, weil man einen deutlichen Unterschied, z.B. im Vergleich zum schottischen Bekenntnis von 1560, sieht. Es ist nur ein Jahr später geschrieben, doch liegt hier m.E. eine ganz andere Vorstellung zugrunde, nämlich eine verbalinspirierte.
Erhellend war für mich zudem die besondere Betonung des Bundes, die mir vorher so nicht bewusst war. Altes und Neues Testament werden umfangen von dem einen Bund Gottes mit seinen Menschen. Dieser ist in beiden Testamenten ganz da, nur seine äußere Gestalt ist unterschiedlich. Zwar wird auch der alttestamentliche Bund so gesehen, dass er eigentlich schon der Bund Christi ist, aber ihm fehlt eben nichts. Er ist vollgültig, auch wenn er äußerlich noch nicht als Christusbund ersichtlich ist.
Ach, ein Letztes noch. Für alle analysierten Texte ist klar: Der Gehalt und die Bedeutung der Bibel können in ihrer Tiefe nur durch Gottes Geist erkannt werden. Exegetische Wissenschaft und Spiritualität gehören hier also theologisch untrennbar zusammen. Das muss eine Anfrage sein an jede Theologie, die abseits gelebten Glaubens stattfindet.
Wie sind Sie auf die Ausschreibung des Hochschulpreises aufmerksam geworden?
An meinem ersten Studienort, der kirchlichen Hochschule in Wuppertal, habe ich das erste mal einen Flyer in der Hand gehabt. Ich vermute, dass der von Prof. Hellmut Zschoch kam, sicher bin ich aber nicht. Das hatte ich im Hinterkopf. Später habe ich dann nochmal online recherchiert.
Würden Sie auch anderen Studierenden empfehlen, ihre zum Themenbereich Ökumene und Konfessionskunde verfasste Hausarbeit bei der Ausschreibung des Hochschulpreises einzureichen?
Auf jeden Fall! Ich habe die Arbeit einfach eingereicht, weil sie sowieso da war. Ich mache so etwas ganz gerne – mal sehen, was passiert. Als ich dann die Mail bekam, dass ich gewonnen hätte, war ich durchaus überrascht. Zumal mein Thema ja nicht sonderlich exotisch ist. Also: Einfach probieren, man kann nichts verlieren.
Wie finden Sie allgemein die Arbeit des Evangelischen Bundes?
Tatsächlich hatte ich vor der Preisverleihung kaum eine Ahnung, was der Evangelische Bund genau macht, habe dann aber besonders auf der Homepage recherchiert. Die Arbeit des Bundes verstehe ich so: Wir sind evangelisch, ganz bewusst, und fragen uns, was Evangelisch-Sein heute bedeutet, auch in unterschiedlichen Färbungen. Aus dieser bewussten Überzeugung heraus, gehen wir fröhlich auf andere Überzeugungen zu, weil wir uns nach Versöhnung aller christlichen Konfessionen sehnen. Das finde ich total gut! Besonders, aus meiner eigenen Biographie heraus, dass auch die innerprotestantische Ökumene bzw. Einigung in den Blick genommen wird, was meines Erachtens sonst oft unter den Tisch fällt.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Ihre Zukunft!
Preisträgerin 2016

Horst-Dieter Mellies freut sich mit Lena Vösgen über den Hochschulpreis des Evangelischen Bundes Westfalen und Lippe. (Foto: Lippische Landeskirche)
Mit dem Hochschulpreis 2016 für ökumenische Theologie und Konfessionskunde des Evangelischen Bundes Westfalen und Lippe ist die Theologiestudentin Lena Vösgen aus Detmold ausgezeichnet worden. Die 25-jährige hat den Preis erhalten für ihre Hausarbeit zum Thema “Der Gerechte wird aus Glauben leben (Röm 1, 17). Lutherische, römisch-katholische und reformierte Rechtfertigungslehre und ihre ethische Bedeutung in ökumenischer Perspektive”. Lena Vösgen hat ihr Abitur am Leopoldinum in Detmold gemacht, sie studiert Theologie im 9. Semester in Heidelberg.
Die Urkunde und das Preisgeld in Höhe von 500 Euro konnte der lippische Landespfarrer Horst-Dieter Mellies, Vorstandsmitglied im Evangelischen Bund Westfalen und Lippe, jetzt im Landeskirchenamt in Detmold an Lena Vösgen überreichen: “Wir freuen uns sehr, dass eine unserer lippischen Theologiestudierenden mit dieser sehr bemerkenswerten Hausarbeit den Preis gewonnen hat.”
Lena Vösgen hat sich darin unter anderem mit der Bedeutung der Rechtfertigungslehre für Christinnen und Christen heute befasst. Aufgabe der Kirchen sei es, Gott als gnädigen Gott zu verkünden, der die Menschen von ihrer Rechtfertigungshaltung gegenüber anderen Menschen bewahrt, da sie schon von Gott gut gemacht und liebevoll angenommen seien. Lena Vösgen: “Dies kann nur gelingen, wenn die Kirchen ökumenisch zusammenarbeiten, ohne ihr jeweils eigenes Profil zu verlieren, und auch selbst die Menschen ohne Verurteilungen in ihrer Vielfalt annehmen.”
Preisträger 2015

Die Preisträger der beiden Landesverbände Westfalen-Lippe und Rheinland. Von links: Dr. Dirk Spornhauer (Vorsitzender des EB Westfalen und Lippe), Matthias Gillé (Preisträger des EB Westfalen und Lippe), Lisa Sophie Schönrock (Preisträgerin des EB Rheinland) und Dr. Margarethe Hopf (Vorsitzende des EB Rheinland). (Foto: Privat)
Der Hochschulpreis 2015 wurde im Rahmen des gemeinsamen Studientages „Hier stehe ich – Glaube, Bekenntnis, Theologie“ der Landesverbände Westfalen-Lippe und Rheinland am 02. Dezember 2016 an Herrn Matthias Gillé verliehen. Die ausgezeichnete Arbeit trägt den Titel: “Der koptische Papst Shenuda III. Beobachtungen zur Theologie und Biographie”. Laudator war Dr. Walter Fleischmann-Bisten, der ehemalige Leiter des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim.