Ökumenisches Gemeindehaus_AachenUnter dem Titel „Ökumenische Gemeindepartnerschaften 2.0 – Neue Impulse für das Miteinander der Konfessionen“ stand ein Treffen von katholischen und evangelischen Christen aus ganz Nordrhein-Westfalen am 5. März 2016 in Düsseldorf. Wie das auf katholischer Seite federführende Bistum Essen und die rheinische Landeskirche anschließend mitteilten, nahmen daran mehr als 50 Vertreter aus katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden teil, um sich über ihre Erfahrungen mit ökumenischen Gemeindepartnerschaften auszutauschen. Eingeladen hatten die fünf katholischen Bistümer und drei evangelischen Landeskirchen in NRW in Zusammenarbeit mit der ACK NRW und der ACK-Südwest.
Anlass, so die rheinische Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, waren die Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017, das in der Evangelischen Kirche im Rheinland und in ganz NRW deutlich ökumenische Akzente erhalten solle. Volker Meißner, Ökumene-Referent des Bistums Essen, ergänzte: „Mit dem Projekt ‚Ökumenische Gemeindepartnerschaften 2.0‘ möchten wir dazu beitragen, dass der 500. Jahrestag der Reformation zu einem Ausgangspunkt für eine neue Ökumene der Sendung wird.“
An die erste Gemeindepartnerschaft in dem Bundesland erinnerte der langjährige evangelische Kölner Ökumenepfarrer Hans-Georg Link. Er selbst hatte das Modell Ende der 1980er Jahre in England kennengelernt und 1999 mit den Gemeinden in Köln-Neubrück umgesetzt. „Mit einer Partnerschaftsvereinbarung erhält die Zusammenarbeit eine neue Qualität“, sagte Link. Oft gerate die Zusammenarbeit in eine Krise, wenn Personen wechselten oder Pfarr- und Gemeindegrenzen neu gezogen würden. Gerade dann könne eine schriftliche Vereinbarung zur Stabilität in der Ökumene beitragen.
Ökumenische Gemeindepartnerschaften sind schriftlich fixierte Vereinbarungen, in denen in der Regel evangelische und katholische Nachbargemeinden eine verbindliche Zusammenarbeit vereinbaren. Je nach örtlichen Gegebenheiten können auch freikirchliche oder orthodoxe Gemeinden in die Partnerschaft eingebunden werden. 2005 haben die Bistümer Paderborn und Münster mit der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche Rahmenleitlinien für ökumenische Gemeindepartnerschaften veröffentlicht. Es folgte eine Rahmenvereinbarung in der ACK Südwest. Für 2017 planen alle nordrhein-westfälischen Bistümer und Landeskirchen eine neue Initiative zur Förderung der Gemeindepartnerschaften. Im Süden der rheinischen Landeskirche, die ja über NRW hinaus Gemeinden im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Teilen von Hessen hat, gibt es mehr als 20 weitere Gemeindepartnerschaften. Der emeritierte Münsteraner Religionssoziologe Karl Gabriel vertrat die Ansicht, dass die Ökumene in den vergangenen 50 Jahren das Christentum von innen heraus revolutioniert habe. Darüber hinaus sei die Ökumene auch zentral für die Entwicklung einer neuen christlichen Identität in einer Zeit gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche. Den Kirchenleitungen empfahl Gabriel daher, das Modell der Gemeindepartnerschaften noch mehr als in der Vergangenheit zu unterstützen.
Pastorin Sandra Bils machte mit Beispielen aus der Bewegung „Kirche hoch zwei“ deutlich, dass Christinnen und Christen gerade bei der Suche nach neuen Ausdrucksformen des christlichen Glaubens konfessionsübergreifend zusammenarbeiteten. So fänden sich in der Gemeinschaft „Exodus“ in Hannover überwiegend junge Katholiken und Protestanten, die sich in den traditionellen Gemeinden nicht beheimatet fühlten, an wechselnden Orten zu modernen Gottesdiensten zusammen und versuchten, Glauben und Leben intensiver miteinander zu verbinden. Barbara Rudolph, Leiterin der Abteilung Ökumene im Düsseldorfer Landeskirchenamt, hob abschließend hervor: „Ökumenische Gemeindepartnerschaften sind kein Auslauf-, sondern ein Zukunftsmodell.“
kna ÖKI