Frankfurt a.M./Bonn (epd). Patriarch Bartholomäus I., Ehrenoberhaupt von 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit, wird an diesem Samstag 75 Jahre alt. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel ist der 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Als Dimitrios Archondonis wurde Bartholomäus am 29. Februar 1940 auf der türkischen Insel Imbros geboren. Er studierte in Rom, München und Thessaloniki. 1970 wurde der promovierte Kirchenrechtler Archimandrit, zwei Jahre später Metropolit von Philadelphia und 1990 Metropolit von Chalcedon. Fast zwei Jahrzehnte war Bartholomäus enger Berater von Patriarch Dimitrios, dessen Nachfolger er 1991 wurde.
Im Kreis der orthodoxen Kirchenoberhäupter nimmt Bartholomäus den Rang eines Ersten unter Gleichen ein. Auf Initiative des Patriarchen haben die Vorbereitungen für die Einberufung eines panorthodoxen Konzils an Fahrt gewonnen. Es soll 2016 in Istanbul stattfinden und wäre das erste orthodoxe Konzil seit dem Ökumenischen Konzil von Nizäa im Jahr 787.
Bartholomäus ist als Gesprächspartner bei Kirchen- und Staatsoberhäuptern gleichermaßen gefragt. Beim Türkeibesuch von Papst Franziskus im November 2014 unterzeichneten Bartholomäus und das Oberhaupt der katholischen Kirche in Istanbul eine gemeinsame ökumenische Erklärung. Zuvor schon trafen sich die beiden Kirchenmänner in Jerusalem. Im vergangenen Mai besuchte der ökumenisch ausgerichtete Patriarch die Bundesrepublik. Sein beharrliches Eintreten für die Bewahrung der Schöpfung brachte ihm den Titel «Grüner Patriarch» ein.
Trotz der hohen internationalen Wertschätzung befindet sich der Patriarch in seiner Heimat in einer schwierigen Situation. In der ganz überwiegend islamischen Türkei ist die Seelsorge an den rund 3.000 griechisch-orthodoxen Christen wegen fehlenden Theologennachwuchses gefährdet. Wiederholte Appelle des Patriarchen, die 1971 erfolgte Schließung des orthodoxen Priesterseminars Chalki aufzuheben, fanden bei den türkischen Behörden bisher kein Gehör.
Für die katholische Kirche in Deutschland gratulierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Reinhard Marx, am Freitag dem Patriarchen. «Wer Sie erlebt, spürt die geistliche Kraft, von der Sie leben: In Gebet und Meditation, in theologischer Debatte und unermüdlichen Gesprächen verkünden Sie Christus, den Herrn. Gleichzeitig ist Ihnen die ökumenische Aussöhnung ein Herzensanliegen», schreibt Kardinal Marx in seiner Gratulation.
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