Vizepräsident Thies Gundlach vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wertete das Schlussdokument der XIV. Generalversammlung der Bischofssynode der römisch-katholischen Kirche als nachdenklichen und behutsamen Text, der die römisch-katholische Kirche “in einer aufrichtigen Suchbewegung zwischen dogmatischer Klarheit und pastoraler Zuwendung” spiegele. Der Text sei eine Orientierungshilfe für Papst Franziskus, dem es nun obliege, die künftige Linie festzulegen. “Es wäre für uns Evangelische sehr wünschenswert, wenn dabei die Barmherzigkeit obsiegt über die Gradlinigkeit der Urteile”, sagte Gundlach, der in der EKD-Zentrale die Hauptabteilung “Kirchliche Handlungsfelder und Bildung” leitet.
Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), würdigte ebenfalls die Ergebnisse der Bischofssynode , die vom 4. bis 25. Oktober 2015 in Rom stattfand. Der Abschlusstext der Bischöfe vermeide Festlegungen und unmittelbare Empfehlungen, z.B. in Fragen des Umgangs mit Geschiedenen und deren Zulassung zum Abendmahl, und schaffe damit Handlungsspielräume für Papst Franziskus, konstatiert Bischof Manzke. Das Dokument zeige zudem “die Vielfalt innerhalb der katholischen Theologie und Kirche” und belege “eine produktive Auseinandersetzung mit den theologischen und kulturellen Differenzen”, so Manzke. So seien “auch Schärfen und Spitzen im Blick auf alternative Lebensformen gegenüber der traditionellen Ehe und Familie” vermieden worden. Vielmehr plädiert der Bericht für einen “differenzierten pastoralen Umgang”: So betone der Text “den Wegcharakter der Seelsorge und schärft die Notwendigkeit für alle Seelsorger ein, genau hinzuhören in ihren jeweiligen kulturellen Kontexten”, merkt der Catholica-Beauftragte an. Bischof Manzke hält das Dokument auch in ökumenischer Hinsicht für bemerkenswert: Denn es zeige die Bereitschaft, unterschiedliche Lebensentwürfe und -modelle in ihrer jeweiligen Dynamik stärker zu berücksichtigen, “ohne Veränderungen in der Lehre und Moraltheologie vorzunehmen”. Damit seien Handlungsspielräume eröffnet und “das ökumenische Gespräch über ethische Fragestellungen auch in Deutschland” positiv gestärkt worden.
In einer gemeinsamen Erklärung hatten die deutschen römisch-katholischen Teilnehmer zum Abschluss der Synode erklärt, es gelte “ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu harten und unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben.” Dies betreffe insbesondere ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, homosexuell orientierte Menschen sowie Geschiedene und Wiederverheiratete. “Als Bischöfe bitten wir diese Menschen um Verzeihung”, heißt es in dem Text. Die Bischofssynode hatte am Wochenende mit Zwei-Drittel-Mehrheit wurde ein Abschlussdokument verabschiedet, in dem das Bemühen um eine positive und weniger urteilende Sprache als in der Vergangenheit festgeschrieben ist. Aufgrund starker Differenzen einigten sich die Bischöfe lediglich auf allgemeine Formeln der Wertschätzung für Familien von heute. Der von der deutschen Sprachgruppe geforderte Zugang zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen fand keinen Niederschlag.
epd/velkd/Auksutat