Mysteriöses Begleitspiel zur Bischofssynode über die Familie: Die italienische Wochenzeitung L’Espresso hat einen Brief von 13 Kardinälen veröffentlicht, von dem sich mehrere der als Autoren Genannten bereits distanziert haben. Mit dem Titel „Dreizehn Kardinäle schreiben an den Papst. Hier ist der Brief“ wirbt die Redaktion auf ihrer Internetseite, ebenso mit großen Namen: Caffara, Collins, Dolan, Eijk, Erdö, Müller, Fox Napier, Pell, Piacenza, Sarah, Scola, Urosa Savino und Vingt-Trois.
Die Autoren zeigen sich darin sehr besorgt, dass die Diskussionen der Synode gelenkt würden, um „vorgegebene Ergebnisse zu wichtigen kontroversen Themen“ zu erzielen und so bestehe das Risiko, dass die Lehre der Kirche verdreht werde. Kurz nach seiner Verbreitung distanzierten sich bereits drei Kardinäle von dem Dokument. Als erstes der Erzbischof von Mailand, Kardinal Angelo Scola, durch seinen Sprecher Pater Davide Milani, gefolgt bald von Kardinal André Vingt-Trois von Paris, der sagte, er habe noch nie an einer Initiative dieser Art teilgenommen. Am späten Vormittag äußerte sich Kardinal Mauro Piacenza, Kardinalgroßpönitentiar, und sagte Vatikan-Insider, er habe nicht unterzeichnet und sei auch nicht einmal aufgefordert worden, dies zu tun. Auch Kardinal Peter Erdö von Esztergom-Budapest schrieb, er habe weder daran mitgewirkt noch einen solchen Brief auch nur gesehen. Lombardi, der vatikanische Pressesprecher, bestätigt die Existenz dieses Briefes, ohne ihn zu kommentieren.
Vielleicht kommt der ganze Wirbel auch dadurch zustande, dass die vatikanischen Informationen zur Synode sehr spärlich sind. Die Medien bekommen nur die Informationen, die die Berichterstatter weitergeben. Für diese wiederum ist es eine Riesenaufgabe, die vielen Interventionen der Synodenteilnehmer wahrzunehmen und  auszuwerten.
Mittlerweile diskutierten die Synodalen über die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen. Lombardi berichtete von 93 Interventionen, die Positionen bewegen sich von “es soll so bleiben wie es ist” bis “ es muss sich viel ändern”. Viel gelobt wurde in diesen Tagen der Text des “Circulus Germanicus”, der Kreis der deutschsprachigen Delegierten, der für eine differenzierte und wohlwollende Sicht plädiert. Ob dieser Text einen Weg im Synodenwirrwarr aufzeigen kann? Immerhin wurde dieser Textentwurf, den Erzbischof Koch vortrug, einstimmig in der Gruppe angenommen. Und in dieser Gruppe sitzen auch die Kardinäle Kasper und Müller. Es bleibt spannend!

Martin Bräuer