Am Flughafen von Havanna wird heute Kirchengeschichte geschrieben. Papst Franziskus startet am heutigen Freitag zu einer sechstägigen Pastoralreise nach Mexiko. Auf dem Hinflug legt er für dreieinhalb Stunden einen Zwischenstopp auf Kuba ein, wo er mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. zusammentrifft. Kyrill besucht in diesen Tagen einige Länder Lateinamerikas. Franziskus reist nach dem Zwischenstopp in Kuba weiter in Richtung Mexiko. Es ist das erste Treffen eines römischen Papstes mit dem Oberhaupt der russischen Orthodoxie überhaupt.
Damit dieses Treffen überhaupt stattfinden konnte, musste erst einmal der geeignete Ort dafür gefunden werden. Moskau bestand auf einem neutralen Ort, man wollte dem Oberhaupt der katholischen Kirche auf Augenhöhe begegnen, und auf keinen Fall in Rom. Franziskus zeigte sich flexibel, ihm lag sehr an diesem Treffen. Am Ende ihres Treffens wollen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill eine gemeinsame Erklärung veröffentlichen.
Kurt Koch, vatikanischer Ökumene-Beauftragter, bewertet das Zusammentreffen sehr positiv: “Dass es jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche gelungen ist, dass der russisch-orthodoxe Papst und der Papst sich Auge in Auge begegnen können, halte ich für ein großartiges Ereignis.” Der Bischof von Saratow in Russland, Clemens Pickel,Priester des Bistums Dresden-Meißen und 1998 zum Weihbischof für das Europäische Russland ernannt, sieht das historische erste Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Mosk auer Patriarchen Kyrill I. als überfällig an. “Allein die Ankündigung des Treffens hat langjährige Erwartungen erfüllt”, sagte Pickel. Nicht worüber, sondern dass miteinander gesprochen werde, sei zunächst die zentrale Frage. “Jahrelanges Mühen” werde nun durch das Treffen belohnt. Bereits seit dem 16. Juli 1054 gelten Papst und Patriarch, westlich-lateinische und östlich-orthodoxe Kirche als getrennt.
Die Beziehungen zwischen Rom und Moskau sind schon lange nicht die besten. Die Gründung von katholischen Diözesen in Russland, empfand das Moskauer Patriarchat als einen unbotmäßigen Übergriff und hielt Rom vor, orthodoxe Gläubige abwerben zu wollen. Diese Vorwürfe scheinen ausgeräumt. Der Krieg in der Ukraine ist jedoch auch ein Konfessionskonflikt: dort spielen die mit Rom unierte ukrainische Kirche einerseits, und die moskautreue Orthodoxe Kirche andererseits zum Teil wichtige politische Rollen.
(kna/FAZ/Auksutat)