
“Laudato Si” – Papst Franziskus veröffentlicht Umwelt-Enzyklika
Wirkliche Weisheit bekommt man nicht in sozialen Medien, schreibt der Papst in seiner Öko-Enzyklika. Vielmehr drohe dort Vereinsamung und “geistige Umweltverschmutzung”. Papst Franziskus hat in seiner neuen Enzyklika “Laudato Si” auch die übermäßige Nutzung sozialer Medien kritisiert. “Die wirkliche Weisheit, die aus der Reflexion, dem Dialog und der großherzigen Begegnung zwischen Personen hervorgeht, erlangt man nicht mit einer bloßen Anhäufung von Daten, die sättigend und benebelnd in einer Art geistiger Umweltverschmutzung endet”, schreibt der Papst in Anlehnung an das Thema Umweltschutz, das Hauptthema seines 220 Seiten starken Lehrschreibens. (voller Wortlaut der Enzyklika hier)
Als erster Papst hat er darin detaillierte Forderungen zum Umweltschutz aufgestellt. Der wohlhabende Teil der Menschheit trage durch das von ihm praktizierte rein profitorientierte Wirtschaftssystem eine ökologische Schuld, schreibt das Kirchenoberhaupt. “Wenn jemand die Erdenbewohner von außen beobachten würde, würde er sich über ein solches Verhalten wundern, das bisweilen selbstmörderisch erscheint.”
Ausdrücklich bekennt sich der Jesuit Franziskus zur vorherrschenden Meinung der Wissenschaft, dass “vor allem” der Mensch für die “besorgniserregende Erwärmung des Klimasystems” verantwortlich sei. Diese Position birgt Konfliktpotenzial, da konservative Kräfte innerhalb der Kirche den Klimawandel leugnen oder für gottgewollt halten.
Die am Donnerstag veröffentlichte Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus stößt in Deutschland in der katholischen wie auch der evangelischen Kirche auf Zustimmung. Die Kirchen hätten «von ihrem Auftrag her die Verpflichtung, sich in diesem aktuellen Prozess politischer Willensbildung einzubringen», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag in Hannover.
Bedford-Strohm drückte seine «große Zustimmung zu den Kernaussagen» aus und wünschte dem knapp 200 Seiten starken Werk «von Herzen eine breite internationale Aufmerksamkeit». Jenseits «unterschiedlicher theologischer Traditionen» verbinde die christlichen Kirchen in der Welt die «gemeinsame Leidenschaft für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und für eine gerechte Ordnung der weltweiten Wirtschaftsbeziehungen».
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte in München, er mache sich dieses «große Werk» des Papstes «gerne zu eigen». Mit der Enzyklika rede Franziskus «der Welt und auch der Kirche ins Gewissen». Die Botschaft sei «nicht bequem, sie rüttelt wach und mahnt uns». Beim Klimawandel gelte das vor allem für die Staaten, besonders die reichen Länder. Franziskus setze aber auch auf die Verantwortung jedes Einzelnen, der Gläubigen ebenso wie aller Menschen «im gemeinsamen Haus der Erde».
Beide Bischöfe betonten, dass die Enzyklika zur rechten Zeit komme und verwiesen auf die anstehende UN-Klimakonferenz im Dezember in Paris. Zum Klimawandel berufe sich der Papst auch ausdrücklich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, hob Marx hervor. Nach Ansicht des Kardinals greift der Begriff Umwelt-Enzyklika zu kurz. Er hob hervor, dass der Papst in seinem Lehrschreiben die Probleme der Umwelt und der sozialen Entwicklung verschränke: «Ökologische und soziale Ungerechtigkeiten können nicht getrennt voneinander betrachtet werden.»
Bedford-Strohm kündigte an, dass die EKD Ende August eine Studie zur Debatte über neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Entwicklung veröffentlichen wolle. Dies geschehe mit Blick auf die UN-Vollversammlung Ende September in New York, die sich mit nachhaltigen Entwicklungszielen beschäftigen wird.
KA/kna/epd