Die lange Tradition, dass der Ökumenische Lagebericht auf der Studientagung des Evangelischen Bundes vorgestellt wird, wurde in diesem Jahr weiterentwickelt: Zum ersten Mal war es möglich, auch digital am „Update Ökumene“ teilzunehmen.
Aus den konfessionellen Bereichen wurden die jüngsten Entwicklungen dargelegt und in den weiteren ökumenischen Zusammenhang gestellt. Dabei stand ein Thema im Vordergrund, denn in allen Konfessionen hat die Corona-Pandemie viele andere Probleme und Debatten in den Hintergrund gestellt. Fragen, wie Gottesdienste, vor allem das Abendmahl, aber auch andere Sakramentsgottesdienste und Kasualien durchzuführen sind, waren überall große Herausforderungen und wurden je nach theologischer Grundlage unterschiedlich gelöst.
Die Frage nach Einzelkelchen wurde nicht nur in den anglikanischen Kirchen wieder diskutiert. In den orthodoxen Kirchen ist eine der Herausforderungen die Frage, inwieweit die traditionelle Abendmahlausteilung überhaupt geändert werden kann. In Amerika ging man in manchen episkopalen Gemeinden zu einer „Drive-Thru-Communion“ über. Einige landeskirchlich-evangelische Pfarrer*innen bestellten bei der Neuapostolischen Kirche deren Hostien, die es erlauben, das Abendmahl in beiderlei Gestalt ohne Kelch zu genießen: Jede Oblate ist mit drei Tropfen Wein betupft.
Die Frage der digitalen Form von Gottesdiensten und deren Bedeutung für die Zukunft der Kirche waren in den meisten Kirchen Diskussionspunkte. Besonders eindrücklich war die Bußfeier des Papstes am 27. März. – Der Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden sah sich gezwungen deutlich zu machen, dass er klar gegen Verschwörungstheorien im Hinblick auf die Corona-Pandemie vorgehe.
Auch die Verschiebung von Großereignissen wie der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, der Lambeth-Konferenz und der Versammlung der Global Anglican Future Conference (GAFCON) sind Folgen der Corona-Pandemie. Gleichzeitig betonte die Referentin für weltweite Ökumene den besonderen Kairos der aktuellen Lage mit dem Satz: „Jetzt ist der Moment der Weltökumene“. – Nicht alles musste gleich aufs nächste Jahr verschoben werden: Die Eröffnung der Halbdekade (2020-2025) des Täufergedenkens „500 Jahre Täuferbewegung 1525-2025“, ursprünglich für das Himmelfahrtswochenende geplant, konnte am 10.10. an traditionsreicher Stelle, der Mennonitenkirche in Hamburg, gefeiert werden.
Der ausführliche, schriftliche Ökumenische Lagebericht wird im Dezember 2020 sowohl in der letzten Ausgabe des Materialdienstes als auch als epd-Dokumentation veröffentlicht werden.
MH