Schaukasten vor Gebäude mit blühendem Baum und Himmel

Das Wolfgang-Sucker-Haus in Bensheim

Der Evangelische Bund ist ein freier Zusammenschluss verantwortungsbewusster evangelischer Christinnen und Christen. Gemeinsam mit allen evangelischen Kirchen bemüht er sich, aus dem Geist der Reformation die befreiende Kraft des Evangeliums in allen Bereichen des Lebens zu bezeugen. Die Mitglieder des Evangelischen Bundes stärken sich darin untereinander und schaffen Gelegenheiten dies in Gottesdiensten, Seminaren und durch aktive Zeitgenossenschaft zu tun. Der Evangelische Bund ruft zu evangelischer Selbstbesinnung auf und will zur Klärung der Frage beitragen, was heute evangelisch ist. Er meldet auch Widerspruch an, wo immer eine Ideologie oder ein System absolute Geltung fordert, Hoffnungen missbraucht oder zu Unmenschlichkeit verführt.

Der Evangelische Bund bejaht die Vielfalt der Kirchen. Er tritt für mehr Einigkeit zwischen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen sowie mit den Freikirchen ein und ist für mehr ökumenische Gemeinschaft mit römisch-katholischen und orthodoxen Christinnen und Christen. Der Evangelische Bund fördert durch Information und Austausch ein besseres ökumenisches Miteinander als Christen durch besseres gegenseitiges Verständnis. Die gegenseitige Anerkennung als Kirche soll sich in gemeinsamen Gottesdiensten und im gemeinsamen Zeugnis und Dienst in der Welt dokumentieren. Die Grundsätze des Evangelischen Bundes können Sie hier nachlesen. Die Satzung des Vereins finden Sie hier zum Nachlesen.

Dazu dient auch die Arbeit des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim, das vom Evangelischen Bund getragen wird und als konfessionskundliches Arbeitswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von dieser und einigen Landeskirchen finanziert wird.

Der Evangelische Bund veröffentlicht vierteljährlich für seine Mitglieder die Zeitschrift Evangelische Orientierung.

 

Grundsätze des Evangelischen Bundes

(beschlossen am 06.10.2022 in Dresden)

 

Der Evangelische Bund verbindet evangelische Christinnen und Christen, die ihr Christ-Sein auf der Grundlage der biblischen Botschaft in der Tradition der Reformation in ökumenischer Weite gestalten wollen. Er wurde im Jahr 1886 in Erfurt gegründet – in einer Zeit, in der der deutsche Protestantismus in Kirchenparteien gespalten war. Diese standen sich unversöhnlich gegenüber. Zudem hatte man Angst vor einem übermächtigen römischen Katholizismus. Die Verteilung der Konfessionen war damals noch stark an den Verhältnissen nach dem Dreißigjährigen Krieg orientiert. Die ökumenische Bewegung hat in den letzten 100 Jahren ein neues Verständnis für andere Weisen, das Christentum zu leben, etabliert. Aus gegenseitigen Verurteilungen wurden konstruktive Dialoge.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und besonders im beginnenden 21. Jahrhundert hat sich die religiöse Landschaft nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa deutlich verändert. Deshalb kann die Perspektive des Evangelischen Bundes nicht nur auf Deutschland begrenzt sein. Vielmehr trägt sie zur Verständigung der Kirchen in Europa bei, in dem Bewusstsein, immer Teil der christlichen Weltökumene zu sein. Die Migrationsbewegungen haben zu einer Pluralisierung der Religionsgemeinschaften und Konfessionen geführt.

Zugleich hat die Individualisierung dazu geführt, dass Menschen traditionelle Glaubenskulturen nicht mehr einfach übernehmen, sondern nach ihren eigenen suchen. Dies hat zur Folge, dass die Kirche als selbstverständlich Normen setzende Institution grundsätzlich in Frage gestellt wird und immer mehr Menschen ihren religiösen Angeboten kritisch bzw. indifferent gegenüberstehen. Auch haben Skandale vielerorts das Vertrauen in die Kirche erschüttert. Gleichzeitig rebelliert die Seele vieler gegen ihre kommerzielle Reduktion, und es wächst die Nachfrage nach geistlicher Orientierung und dem, was Halt und Gewissheit gibt im Leben und im Sterben.

Weil es dem Evangelischen Bund gelungen ist, im Laufe seines Bestehens seine Aufgaben und Ziele immer wieder neu zu formulieren, kann er auf eine über 130jährige Geschichte zurückblicken. Mit folgenden Grundsätzen möchte sich der Evangelische Bund für seine Arbeit in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts eine Richtung geben, die das reformatorische Erbe gerade durch Innovation wahrt, indem er sich den hier nur skizzierten Entwicklungen und aktuellen Herausforderungen stellt.

 

Evangelisch

Dem Evangelischen Bund geht es darum, gegenwärtiges Christ-Sein evangelisch, d.h. dem Evangelium folgend, zu gestalten, also dem Auftrag der Kirche sowohl sach- als auch zeitgemäß zu entsprechen. Dabei nimmt er die Vielfalt der Ausprägungen des Christentums als Bereicherung der eigenen Glaubenskultur wahr.

Der Evangelische Bund trägt dazu bei, evangelisch-theologische Kompetenzen zu stärken und weiterzuentwickeln. In einer Zeit, in der das Wissen um den eigenen Glauben und die Glaubensgemeinschaft nachlässt, ist die Verständigung darüber, was es heißt, heute evangelisch zu sein, notwendig. Das überkommene Erbe der Reformationsbewegungen begreift er dabei als Verpflichtung, dies heute neu verständlich und aussagbar zu machen.

Der Evangelische Bund eröffnet zugleich Räume für das Gespräch untereinander und zur Klärung der eigenen Identität. Die evangelischen Landeskirchen in Deutschland stehen gegenwärtig in Transformationsprozessen, die alle Bereiche des kirchlichen Lebens betreffen. Hier kann der Evangelische Bund ein Ort sein, an dem über die Zukunft von Kirche und Theologie ergebnisoffen diskutiert wird und auch neue Wege ausprobiert werden können. Ihm liegt darum an einer umfassenden religiösen Bildung, die zugleich auch das evangelische Leben in der Diaspora zu stärken vermag.

Der Evangelische Bund ist ein freier Zusammenschluss verantwortungsbewusster evangelischer Christinnen und Christen. Er verortet sich innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den evangelischen Landeskirchen. Entsprechend untergliedert er sich in Landesverbände. Er lebt diese Verbundenheit in evangelischer Freiheit und Verantwortung. In Gottesdiensten, Seminaren, Bildungsangeboten und Gesprächsrunden sowie durch aktive Zeitgenossenschaft wirken hier in der evangelischen Kirche Haupt- und Ehrenamtliche zusammen.

 

Ökumenisch

Der Evangelische Bund sieht seinen Auftrag auch darin, dazu beizutragen, die Einheit der Kirchen auf der Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus weiter zu suchen und zu fördern. Dies motiviert zu ökumenischem Engagement, das seinerseits die Kenntnis über die verschiedenen Kirchen und christlichen Gemeinschaften voraussetzt. Hier sind die Begegnung und das Gespräch von Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen miteinander von unschätzbarem Wert. Der Evangelische Bund ist dabei dem Verständnis von Kirchengemeinschaft verpflichtet, wie es in der Leuenberger Konkordie von 1973 grundgelegt ist. Danach zeigt sich die Einheit der Kirchen als deren Gemeinschaft in versöhnter Vielfalt.

Der Evangelische Bund fördert die wissenschaftliche Erforschung und Begleitung der Ökumene und Konfessionskunde. Deshalb unterhält er mit dem Konfessionskundlichen Institut in Bensheim eine wissenschaftliche Forschungseinrichtung. Das Institut erarbeitet wissenschaftliche Expertise in Bezug auf die Entwicklung der Ökumene und die unterschiedlichen christlichen Konfessionen, die durch eigene Forschung in den akademischen Diskurs eingebracht wird. Zugleich trägt es durch Tagungen, Fortbildungskurse etc. zum Aufbau entsprechender Kompetenzen bei. Außerdem berät das Institut Kirchen und Kirchengemeinden im Hinblick auf konfessionskundliche und ökumenische Fragestellungen.

Der Evangelische Bund trägt mit seinen Aktivitäten dazu bei, die Ergebnisse der Arbeit des Konfessionskundlichen Instituts einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Er fördert den theologischen Nachwuchs und setzt sich für die Verankerung ökumenischer und konfessionskundlicher Themen in der theologischen Ausbildung ein. Dabei hilfreich sind der Kontakt und der Austausch mit der universitären Theologie, den Predigerseminaren sowie Fort- und Ausbildungsstätten der Landeskirchen. Er unterstützt gerade in konfessionskundlich-ökumenischen Belangen Kirchen und Kirchengemeinden bei ihren Fragen und Anliegen, zumal schon jetzt absehbar ist, dass die Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen sich in Zukunft auf vielfältige Weise verstärken wird. Besonders wenn unterschiedliche Frömmigkeitsformen und Einstellungen konfrontativ aufeinandertreffen, wird Gemeinschaft gefährdet. Hier gilt es, geduldig Aufklärungsarbeit zu leisten und eine Haltung einzuüben, die lernt, mit Vielfalt und unterschiedlichen Profilen konstruktiv umzugehen. Kirche als Gemeinschaft der Verschiedenen wahrzunehmen, die sich gleichermaßen auf das Evangelium von Jesus Christus bezieht, ist dabei die vorrangige Aufgabe.

 

Konfessionssensibel

Der Evangelische Bund fördert die Begegnung und das Gespräch von Menschen unterschiedlicher Konfessionen. Im Austausch mit Christinnen und Christen anderer Konfessionen lernen wir den Reichtum sowie die Grenzen sowohl der eigenen als auch der anderen Traditionen kennen und entdecken in all dem das einende Band des Evangeliums. Gerade der Austausch miteinander trägt dazu bei, die Ökumene weiterzuentwickeln und das Ziel der Einheit der Kirchen nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Begegnungen werden von Partnerschaftlichkeit und Vertrauen geprägt. Dabei wird nicht nur das Gespräch über die unterschiedlichen und gemeinsamen Glaubensvorstellungen gepflegt, sondern auch das gemeinsame Leben und Feiern.

Der Evangelische Bund macht die Vielfalt protestantischen Glaubens konfessionssensibel erlebbar. In einer Zeit, in der die Kenntnisse über den eigenen Glauben und den Glauben der Anderen nachlassen, kommt ihm die wichtige Rolle zu, theologische Kompetenzen aufzubauen. Er möchte Konfessionssensibilität in Bildung, Kultur, Kirche und Gesellschaft fördern, um dazu beizutragen, mit der Pluralisierung christlicher Glaubenskulturen und Konfessionen angemessen umgehen zu können. Konfessionssensibilität bedeutet aber nicht nur aufmerksam für die Vorstellungen anderer nicht-evangelischer Christinnen und Christen zu sein, sondern auch den eigenen Standpunkt erkennen und benennen zu können.

Der Evangelische Bund trägt dazu bei, das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens zu fördern. Oftmals ist die Schule der Ort, an dem die Erstbegegnung mit Religion geschieht. Die schulische Wirklichkeit wird von der Vielfalt der religiösen Zugehörigkeit der Schülerinnen und Schüler, sowie der Lehrerinnen und Lehrer bestimmt. Neben interkonfessionellen Fragestellungen sind gerade in diesem Kontext die interreligiösen Herausforderungen unübersehbar. Der Evangelische Bund bekennt sich zum jüdisch-christlichen Dialog und weist entschieden jede Form von Antisemitismus zurück. Er trägt dazu bei, das achtungsvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung und das interreligiöse Gespräch zu fördern. Der Respekt vor dem Anderssein des Anderen als Grundhaltung im ökumenischen Dialog hat sich hier im Miteinander der Religionen zu bewähren.