Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz beim Sommerempfang im Wolfgang-Sucker-Haus

Die neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Prof. Dr. Christiane Tietz, war beim diesjährigen Johannis-/Sommerempfang des Konfessionskundlichen Instituts und unseres Landesverband Hessen zu Gast im Wolfgang-Sucker-Haus.
In ihrem Vortrag zum Thema „Von der Ökumene lernen“ gab sie Anregungen für die heutige plurale Gesellschaft.

Als ein grundlegendes Ergebnis ökumenischer Gespräche, so stellte sie fest, werden heute – vor allem im Dialog zwischen der römisch-katholischen und den lutherischen Kirchen – die jeweils anderen Positionen und Auffassungen in deren eigenem Selbstverständnis akzeptiert, auch wenn man ihnen nicht zustimmen kann. Dies spielt vor allem eine wichtige Rolle in ethischen Fragen, in denen die Unterschiede zwischen beiden Kirchen in den letzten Jahrzehnten immer größer geworden sind. Dass aber die Gemeinsamkeit im Verständnis der Menschenwürde wesentlicher und grundlegender ist, als solche Differenzen in Einzelfragen, wurde schon 2017 offiziell festgehalten.

Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz im Wolfgang-Sucker-HausDiese Lernerfahrungen aus der Ökumene versuchte Christiane Tietz auf die heutige Gesellschaft zu übertragen. Sie schlägt vor, „die ökumenischen Lernerfahrungen als genuin kirchlichen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu verstehen.“ Vor dem Hintergrund der heute festzustellenden Polarisierungen und der stärker werdenden antidemokratischen Kräfte zeigte sie eine Analogie zu den ökumenischen Gesprächen auf. Der in der deutschen Verfassung festgehaltene Grundsatz der allgemeinen Menschenwürde ist der Grundkonsens, der die Voraussetzung dafür bietet, festgefahrene Diskurse durch genaueres Hinsehen aufzubrechen. Dass es möglich ist, zu einem „Miteinander der Unterschiedlichen“ zu kommen, zeigen soziologische Untersuchungen. Hier wurde deutlich, dass eine Mehrzahl von Menschen ihre Position je nach Situation‚ aus dem Bauch heraus einnehmen und daher nicht eindeutig einem von zwei Lagern zuzuordnen sind. Die Kirchen „können Orte sein, an denen Verständigung darüber stattfindet, wie wir in unserer Gesellschaft leben wollen“, sagte Frau Tietz. „Vom ökumenischen Dialog kann man lernen, dass es wichtig ist, den Konsens wie die Differenzen zu benennen, aber auch herauszuarbeiten, wo die Differenzen nicht den entscheidenden Konsens aufheben.“

DH/TN

 

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Leiterin des Konfessionskundlichen Instituts, Referentin Orthodoxie

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