Am 7. August 2022 war der Präsident des Evangelischen Bundes, Herr Kirchenpräsident i.R. Dr. h.c. Christian Schad, Gastprediger im Berliner Dom. Den Gottesdienst gestaltete er gemeinsam mit der dortigen Dompredigerin, Dr. Petra Zimmermann, und dem Domorganisten Andreas Sieling.
Im Mittelpunkt seiner Predigt stand das Evangelium von der armen Witwe, die alles, was sie zum Leben hatte, hingab und im Vorhof des Jerusalemer Tempels in den Opferkasten einlegte (Markus 12, 41-44).
Aufgrund der Stellung dieser Szene im Markusevangelium, nämlich vor der Passionsgeschichte Jesu, deutete Christian Schad die Handlung der armen Witwe so: „Sie bildet in ihrem Tun vorweg ab, was Jesus tun wird. Denn wie sie, wird auch er alles, was er hat und ist, in seinem Opfertod hingeben für uns. So zeigt sich bereits im Handeln dieser unscheinbaren Frau das Evangelium von der armen Majestät des Gottessohnes.“ Auf diese Weise, so Christian Schad, sei sie zum Gleichnis für die Ganzhingabe Jesu geworden.
Auf die Frage „Gott, wo bist du?“ lenkt die Witwe unseren Blick also auf den Gekreuzigten, beladen mit der Mühsal der Geplagten aus allen Zeiten. Es sei, so Schad, dieses Mit-sein mit den Notleidenden, das Einstehen für sie, das sich gerade an ihnen als Stärke erweise. So würden die, die in dem unsäglichen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine alles verloren haben, dennoch zusammenhalten, einander beistehen und sich wechselseitig ermutigen. Und auch in unserem Land gebe es viele Freiwillige, die sich der aus der Ukraine Geflüchteten hilfreich annähmen. „Auf diese Weise“, so Christian Schad abschließend, „fügen wir uns ein in die heilsame Kraft Gottes, die mit den Armen und Schwächsten solidarisch ist.“
CS