So richtig fassen konnte es wohl noch niemand der zahllosen Anwesenden, was da geschehen war am 29. September in Wiesbaden-Schierstein. Ein Lieferwagen hatte Stefanie auf dem Fahrrad erfasst und tödlich verletzt. Nun versammelte sich eine große Gemeinde, um von ihr Abschied zu nehmen und die Familie mit Singen und Beten zu trösten. Das hätte der Verstorbenen zugesagt, war sie doch selbst eine leidenschaftliche Sängerin und Musikerin.
Vielleicht waren auch deshalb zwei Momente in dieser ergreifenden, von der Wiesbadener Dekanin Arami Neumann gestalteten Trauerfeier an Dichte kaum zu überbieten: eine frei gehaltene Rede ihres Bruders direkt nach der Predigt und der anschließende Gesang der Domkantorei, angelehnt an die Geschichte der Emmausjünger in Lukas 24: „Bleibe bei uns, Herr“ – denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget. Wohl selten hatte der anglikanische Carol „Abide with me“ von William Henry Monk (1861) einen tieferen Bezug als gesungenes Evangelium.
Das Unfassbare dieses Todes wurde deutlich in Psalm 77, den Arami Neumann las und in der Epistellesung aus Kolosser 3, die die enge Freundin und langjährige Gemeindepfarrerin in Gonsenheim, Prof. Dr. Angela Rinn, sorgsam gestaltete.
Die Tiefe theologischen und ökumenischen Nachdenkens hat Stefanie zeitlebens bewegt.
Dies zeigte sich in der Präsenz ihrer Doktormutter und amtierenden Kirchenpräsidentin Prof. Dr. Christiane Tietz und des Propstes für Rhein-Main Oliver Albrecht. Möge ihr theologisches Nachdenken und ihre Schriften zum Thema „Beichte“, die nun Fragment bleiben, gesichert werden.
Als langjähriges Mitglied des Jungen Evangelischen Bundes und des Vorstands des Evangelischen Bundes Hessen waren viele Bundesmitglieder anwesend, so etwa – neben Oliver Albrecht – auch Prof. Dr. Rebecca Müller, Dekanin Dr. Juliane Schüz, Elisabeth Engler-Starck und Hans Genthe. Geistliche Beheimatung in Theologie und Konfessionskunde – das machte Stefanie Palme-Becker zutiefst aus.
Auch ihre Schulgemeinde des Campus Klarenthal des Evangelischen Vereins für Innere Mission (EVIM) in Wiesbaden wird sie als Schulseelsorgerin und Lehrerin zutiefst vermissen.
Der trauernden Gemeinde bleibt – die Liebe als Band der Vollkommenheit.
SR/TN