Impuls zur Jahreslosung 2025 von Dr. Sigurd RinkJahreslosung 2025: “Prüfet alles und behaltet das Gute“,
1. Thessalonicherbrief 5:21

#VerständigungsOrte: So heißt die neue Kampagne von Evangelischer Kirche, Diakonie und der Arbeitsstelle midi, die zeitgleich mit der Bundestagswahl Fahrt aufnehmen wird. Im Rückblick auf die Entwicklungen in 2024, das Erstarken der politischen Ränder, die Wahlen in den USA und in deutschen Bundesländern, neue Formen des Antisemitismus und der Islamophobie wurde deutlich, dass wir in unseren Kirchen, in unseren diakonischen Einrichtungen und also in der gesamten Gesellschaft neue Formen des Dialogs miteinander dringend brauchen.
Zwar befinden wir uns wie Steffen Mau („Triggerpunkte“) herausgearbeitet hat noch nicht in einer komplett gespaltenen Gesellschaft wie in den USA, wo die großen Blöcke nicht mehr miteinander reden und sich Familien aufspalten, doch müssen die Kräfte der Gesellschaft gestärkt werden, die das Gemeinsame suchen und finden und so zum gesellschaftlichen Frieden und Wohlergehen beitragen.
Dabei ist es immer wieder spannend zu sehen, wie etwa der junge Apostel Paulus vor 2000 Jahren schon damals die Gemeinde in Thessaloniki aufruft, den gemeinsamen Frieden zu suchen, das Verbindende, das Gemeinschaft stiftende.
„Haltet Frieden unter Euch! Erstrebt das Gute. Danket für alles.“ Diese Aufforderungen ruft er den Menschen in Thessaloniki und uns zu. Wohl wissend, dass auch die damalige Gesellschaft und die kleine Gemeinde dort in enormen Konflikten stand.
Interessanterweise weist die empirische sozialwissenschaftliche Forschung etwa an der Humboldt-Universität zu Berlin dabei den Kirchen heute und anderen zivilgesellschaftlichen Kräften eine große Bedeutung zu. Denn sie werden – trotz aller Krisen und Schwächungen – den Bewegungen und Institutionen zugerechnet, wo Menschen ganz unterschiedlicher Identität unter dem Dach des Glaubens und weit darüber hinaus zueinander finden.
Dem Evangelischen Bund und seinem Konfessionskundlichen Institut kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu. Nämlich durch eine vertiefte Kenntnis der Konfessionen diese Dialogprozesse auch theologisch zu untermauern und auf mehr gemeinsames Handeln der Kirchen zu drängen.
Denn in den Schüben der Säkularisierung wird das Zeugnis des Christentums nur noch als glaubwürdig wahrgenommen, wenn die Vertreterinnen der Konfessionen ihrerseits in einem authentischen Dialogprozess miteinander stehen und ganz praktisch aufeinander zugehen.
Die Aufforderung des Paulus: „Prüfet alles und behaltet das Gute“ ist somit auch als eine Aufforderung an die Kirchen zu verstehen. Wo sind und werden wir zu einem Teil der Lösung gesellschaftlicher Fragen? Wo erweisen wir uns als hilfreich? Wie können wir unseren Teil zur Bewältigung der Herausforderungen leisten. Die Kirchen und ihr caritatives Handeln sollen sich also wirklich bewähren als Orte der Verständigung.

SR/TN

Ansprechpartner

Dr. Sigurd Rink
Stellvertretender Präsident des Evangelischen Bundes