V.l.n.r. Bischof Dr. Christoph Meyns, Dr. h.c. Christian Schad, Dr. Dagmar Heller, Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung

Beim diesjährigen Sommerempfang des Konfessionskundlichen Instituts fanden sich etwa 50 Gäste aus kirchlicher Ökumene und Gesellschaft im Wolfgang-Sucker-Haus in Bensheim zusammen.
Festredner war Kirchenpräsident Dr. Volker Jung von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der mit dem Thema „Ökumene als Prozess“ einen wichtigen Impuls gab. Er machte auf den jüngsten gemeinsamen Text der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Titel „Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit“ aufmerksam. Dieses Dokument bedeute einen „Paradigmenwechsel im Verständnis der Ökumene“, sagte Jung. Es gehe hier darum, Ökumene als Prozess zu verstehen, d.h. die Einheit der Kirchen ist nicht ein Ziel, das in weiter Ferne liegt, sondern Einheit ereignet sich auf dem Weg, den die Kirchen miteinander gehen. Alles, was die Kirchen gemeinsam tun in gemeinsamen Stellungnahmen, in der Diakonie und auch in gemeinsamen Gottesdiensten ist gelebte Ökumene und damit bereits Element der Einheit. So wurde auch deutlich, dass Darstellungen zur Ökumene in der säkularen Presse die Kernaussage der Bemühungen zwischen den beiden Kirchen nicht verstanden haben. DBK und EKD haben sich klar für ein „mehr“ an Ökumene ausgesprochen. Als Spitzensatz aus dem genannten Dokument hob Jung folgenden Absatz hervor: „Wir wollen nicht mehr ohne den Dialog mit Euch Kirche sein. Das gilt, weil wir in den letzten Jahrzehnten so viel miteinander und voneinander gelernt haben. Wir bedürfen der geschwisterlichen Kritik und der geschwisterlichen Bestärkung.“

Im Anschluss an den Vortrag wurden Fragen aus dem Publikum gestellt. Dabei wurde geklärt, dass diese Feststellung nicht nur für den evangelisch-katholischen Dialog gilt, sondern auch für das Miteinander zwischen den in Deutschland historisch eingesessenen Kirchen und den „hierzulande kleineren Kirchen“ (hkK), also den verschiedenen Freikirchen und den orthodoxen und auch anglikanischen Kirchen. Die Leiterin des KI, Dr. Dagmar Heller, machte darauf aufmerksam, dass die Betonung des gemeinsamen kirchlichen Handelns auch im Bild des „Pilgerweges“ bereits vor einigen Jahren im Ökumenischen Rat der Kirchen eine wichtige Rolle bekommen hat. Aber auch bei Papst Franziskus ist dieser Gedanke offenbar zentral. Jung erinnerte an ein Zitat des Papstes bei einer Predigt während der Vesperfeier zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2014: „Die Einheit wird nicht als ein Wunder am Ende entstehen. Vielmehr entsteht die Einheit auf dem Weg; der Heilige Geist tut dies auf dem Weg. Wenn wir nicht gemeinsam gehen, wenn wir nicht füreinander beten, wenn wir nicht in den verschiedenen Weisen, wie wir dies in dieser Welt für das Volk Gottes können, zusammenarbeiten, dann wird die Einheit nicht zustande kommen! Aber sie wird auf dieser Reise geschehen, bei jedem Schritt, den wir tun. Und es sind nicht wir, die das tun, sondern der Heilige Geist, der unseren guten Willen sieht.“

Nach dieser Ermutigung, auf dem Weg der Ökumene gemeinsam weiterzugehen, traf man sich auf der Terrasse des Wolfgang-Sucker-Hauses zu einem Imbiss und zu guten Gesprächen.

DH/TN

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