Am 8. Mai wurde wohl im 4. Wahlgang der gebürtige US-Amerikaner Robert Francis Prevost zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt. Er wählte für sein Pontifikat den Namen Leo XIV. Bis zu seiner Wahl galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass ein US-Kardinal nicht Papst werden kann. Zu riskant wäre es, wenn das Oberhaupt der weltgrößten Glaubensgemeinschaft ein Bürger des mächtigsten Landes der Welt sei.
Am 8. Mai haben sich die 133 wahlberechtigten Kardinäle aber souverän darüber hinweggesetzt und einen Mann gewählt, der auf globale Erfahrungen zurückgreifen kann und schon in seiner ersten Ansprache andeutete, zentrale Anliegen seines Vorgängers Franziskus – Einsatz für den Frieden, Synodalität, missionarisches Engagement und Einsatz für die Armen und Benachteiligten – aufnehmen zu wollen. Dass man sich für ihn entschied, hat auch damit zu tun, dass Prevost nie in den USA als Bischof wirkte und auch nie in die innenpolitischen Konflikte seines Heimatlandes involviert war. Unter allen Kardinälen aus den USA galt er als der am wenigsten nordamerikanische. Wegen seiner Bischofsjahre in Peru hat er seit 2015 zudem einen peruanischen Pass.
Leo XIV. wurde am 14. September 1955 in Chicago, USA, geboren. Sein Vater war italienisch-französischer Herkunft, seine Mutter hatte spanische Wurzeln. Nach der Schulausbildung studierte er zunächst Mathematik und Philosophie. Nach dem Abschluss des Studiums trat er 1977 dem Augustinerorden bei, dem einst auch Martin Luther angehörte. Er studierte Theologie und wurde nach dem Examen zum Studium des Kirchenrechts von seinem Orden nach Rom an das „Angelicum“, die von Dominikanern geführte Päpstliche Universität St. Thomas von Aquin, entsandt, wo er 1985 promoviert wurde. In Rom wurde er 1982 zum Priester geweiht. Nach seiner Promotion arbeitete er bis 1987 in der traditionell von Augustinern betreuten damaligen Territorialprälatur Chulucanas in Peru. Von 1988 bis 1998 arbeitete er als Leiter des gemeinsamen Ausbildungsprojekts für Augustiner-Aspiranten aus den Vikariaten Chulucanas, Iquitos und Apurímac und dem Erzbistum Trujillo in Peru. Von 1998 bis 2001 leitete er als Provinzial die Augustinerprovinz Peru und von 2001 bis 2013 war er Generalprior des Augustinerordens mit Sitz in Rom. Nach dem Ende seiner Amtszeit ging er zunächst nach Chicago zurück. 2014 jedoch ging er wieder nach Peru und wurde zunächst Apostolischer Administrator und 2015 schließlich Bischof von Chiclayo. Sein bischöflicher Wahlspruch „In Illo Uno Unum“ bezieht sich auf Worte Augustins aus dessen Auslegung von Psalm 127 und heißt übersetzt: „In dem einen (Christus) sind wir eins.“ Damit betont er, dass wir Christen zwar viele, aber in dem einen Christus eins sind.
Bereits seit 2019 arbeitete er im Vatikan in der Kongregation für den Klerus und ab 2020 in der Kongregation für die Bischöfe mit. Am 30. Januar 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe sowie zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Gleichzeitig wurde er zum Erzbischof erhoben und am 30. September 2023 zum Kardinal kreiert. Sein Vorgänger förderte ihn, und sein Denken sowie seine theologische Diktion erinnerten gleich in seiner ersten Ansprache auf dem Petersplatz an den Papst aus Argentinien. Wie dieser spricht auch er vom „gläubigen Volk Gottes“, das gemeinsam mit seinem Hirten unterwegs ist, und von der „Offenheit der Kirche für alle Menschen“.
Freilich, der neue Papst ist in vielem noch ein „unbeschriebenes Blatt“; es gibt bislang kaum Veröffentlichungen von ihm. „Für Euch bin ich Bischof, mit Euch bin ich Christ“ – diesen berühmten Ausspruch Augustins erwähnte er in seiner ersten Ansprache. Seine Bereitschaft zum Dienst und die ihm attestierte Bescheiden und Klugheit, auch seine Offenheit für Menschen und ihre Fragen, sind gute Voraussetzung für die Ausübung des anspruchsvollen Amtes, welches der jetzt seit Martin Luther wohl bekannteste Augustiner gerade übernommen hat.
MB/TN